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Der Torheit Herberge

~ Asexualität, das Leben und der ganze Rest

Der Torheit Herberge

Schlagwort-Archiv: Wortklaubereien

Identität vs. Politik

30 Dienstag Dez 2014

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, LGBT, Queeres, Sichtbarkeit

≈ 6 Kommentare

Schlagwörter

Asexualität, Heteronormativität, Jungle World, Sichtbarkeit, Wortklaubereien

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Auf Lou Zuckers Artikel hatte ich bereits verwiesen. In der gleichen Onlinezeitschrift beschäftigt sich am selben Tag noch ein Artikel mit Asexualität: „Lieber ohne Anfassen“.

Der Text ist meines Erachtens mit Vorsicht zu genießen, also zerpflücke ich ihn mal:

[Asexualität] soll, so das Bestreben, als Alternative zu Hetero-, Homo- oder Bisexualität begriffen werden, um damit den Betroffenen das Stigma der Andersartigkeit zu nehmen.

Sind das Alternativen? Suche ich mir mein Begehren aus, oder nur die Beschreibung selbigen Begehrens?

Damit geht ein Teil Identitätsbildung einher, logischerweise, denn nur das, wofür es Wörter gibt, existiert, und wenn verschiedene Menschen die gleiche Beschreibung für sich verwenden, kann ich mir zumindest sicher sein, mit meiner Seltenheit nur selten, aber nicht allein zu sein.

In der Tat hat sich jener sexuelle Leistungsdruck, der im Zuge der sogenannten sexuellen Revolution […] kultiviert wurde […] längst gesamtgesellschaftlich verbreitet; diffuser zwar, aber dafür auch auf beide Geschlechter verteilt.

Wahr.

Aber: Heteronormativität existiert nicht erst seit ’68. Die gesellschaftliche Erwartung, dass Menschen Paare bilden mögen und viel Nachwuchs zeugen, ist älter, und kommt nicht nur in Europa vor. (Diese Erwartung hat in nicht mehr bäuerlichen Gesellschaften auch kapitalistische Untertöne – je mehr Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, desto schlechter kann ich sie bezahlen.)

Es geht bei Asexualität weniger darum, dass irgendwer keine Lust hat, bei dem Wettebewerb um ein spektakuläres Sexleben nicht mitzumachen, sondern um Personen, die von allein nie auf die Idee kommen würden, Sex zu haben, und die Vorstellung zumeist befremdlich bis eklig finden.

Vorwürfe, dass ohne die paar Kinder, die Asexuelle zeugen, das Abendland untergeht/die Menschheit ausstirbt, sollen vorgekommen sein, auch wenn mir noch keine*r persönlich an den Kopf geworfen wurde.

zu erfahren, dass man mit dem, was als individuelles Versagen erschien, alles andere als allein ist

Aber hatte ich wirklich das Gefühl, dass ich bei irgendwas versagt hatte?

Als Jugendliche hatte ich vielmehr häufiger das Gefühl, dass fast alle Personen meiner Peer-Group auf einmal einen an der Waffel hatten. Glücklicherweise bin ich so gut wie aromantisch, insofern machte ich um romantisch-sexuelle Beziehungen unbewusst einen Bogen, was ich dann irgendwann bemerkte, woraufhin ich mich fragte: „Wovor hast du Angst?“ und nach reiflichem Nachdenken beantworten musste: „Ich hab keine Angst, ich hab einfach keinen Bock, und blicken tu ich es erst recht nicht.“

Defizitär fühlte ich mich eher durch die Erwartungshaltung meines Umfelds, und der gesamtgesellschaftlichen Erwartungen, die ich durchaus wahrnahm, auch wenn ich den Begriff „heteronormativ“ noch nicht kannte. Fast jede*r wünscht sich wenigstens ein bisschen Anerkennung.

Heteronormatives Verhalten wird üblicherweise vom Umfeld durch positive Aufmerksamkeit belohnt, während nicht konformes Verhalten mit schrägen Blicken und kritischen Nachfragen bestraft wird. Ich hätte mir gern ein bisschen metaphorisches Kopfstreicheln abgeholt, aber mein Selbstschutzinstinkt war am Ende doch stärker.

Damit will ich nicht bestreiten, dass sich andere Asexuelle als „Versager*innen“ fühlen. Mein Gefühl, dass ich als Jugendliche die einzige vernünftige Person in einem Haufen Überdrehter war, ging aus einer Annahme hervor, dass alle Menschen so ähnlich wie ich ticken. Geschichten aus dem englischsprachigen Netz beweisen, dass ich mit dieser „asexuellen Annahme“ nicht die Einzige war – was dem Gefühl des Versagens diametral entgegensteht.  (Wie sieht’s bei den geschätzten Leser*innen aus?)

Statt, wie es die Rolling Stones mit »I can’t get no satisfaction« taten, das, was sie beschreiben, der Gesellschaft vor den Latz zu knallen, muss sie gleich eine ganze Legitimationsideologie drumherum stricken.

Ich frage mich, was ich hier anderes tue, als allen Leuten vor den Latz zu knallen, dass ich kein beschissenes Verlangen nach sexueller Interaktion habe?

Aber manchmal reicht das nicht, vor allem, da dieses Nicht-Verlangen den meisten Leuten so unbegreiflich ist, dass sie mich der Lüge bezichtigen, vielen Dank. Die „Legitimationsideologie“ ist vor allem ein Resultat daraus, dass die Gesellschaft sich diese eine Tatsache nicht einfach so vor den Latz knallen hat lassen.

Und: Wenn ich es bei dem unbeschubladeten Vor-den-Latz-Knallen belasse, bin ich immer noch allein auf weiter Flur. (Zeigt nach oben. QED)

nur wegen des kreuzbiederen Flairs von Vereinsmeierei und ehrenamtlicher Arbeit

Ah, ist doch immer wieder schön, wenn ehrenamtliche Arbeit als solche verunglimpft wird. Wobei „kreuzbieder“ ja noch geht, so, im Vergleich zu „spießig“.

Nicht mal die linkste Linke kommt ohne ehrenamtliche Arbeit aus, ob’s nun unbezahlte Artikel, Internetrumbastelei oder das Layout für einen Veranstaltungsflyer ist. (Kostenlose Arbeit für einen ideellen Zweck, ne?)

So recht als unterdrückte Minderheit, zu deren Fürsprecher man sich aufschwingen kann, wollen Asexuelle nicht wirklich taugen. […] Aber dem auf die Schliche zu kommen, was jemand im Bett nicht tut, wird selbst der verfolgungswilligste Mob seine Schwierigkeiten haben.

Haben wir gesagt, dass wir Fürsprecher*innen oder Schutz wollen?

… Was zum Henker wollen wir denn?

Dass uns geglaubt wird, wenn wir sagen, dass wir asexuell sind. Dass Therapeut*innen uns glauben und nicht versuchen, den vermeintlichen Mangel an Sex zu heilen, statt der tatsächlichen Probleme, die wir haben.

Eventuell haben wir ein paar interessante Einsichten, was die Zusammensetzung von Anziehung ausmacht (ästhetisch, physisch, intellektuell, romantisch, sexuell …?). Wie auf Frauen reagiert wird, die sich dem Pool der sexuell verfügbaren Weibchen entziehen. Wir fragen uns, wieso so viele Berührungen hierzulande sexuell konnotiert sind, sodass Freund*innen sie vermeiden, und woraus körperliche Intimität außerhalb sexueller Kontexte besteht. Und so Zeugs.

Von einem Artenschutzprogramm war bislang nicht die Rede, obwohl di*er eine oder andere Teenie in den USA vielleicht zurecht befürchtet, aufgrund siener Orientierung von den Eltern rausgeworfen zu werden.

Ganz so unsichtbar, wie in den Traktaten behauptet, ist die Asexualität ja nie gewesen…

Ehrlich jetzt? Zugegebenermaßen habe ich weder die Rambo-Filme noch die Seagal-Filme gesehen, die da angeführt werden, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass Bruce Wayne zu irgendeinem Zeitpunkt in den Batman-Filmen oder Comics prä-AVEN sagt, „Sorry, Honey, aber ich habe keine Lust, und Pornos finde ich langweilig.“ Und später auch nicht.

Weil, und das ist ja der Witz, von Autor*innen aus dem Dunstkreis von Sherlock und The Big Bang Theory auch mal behauptet wird, dass Asexuelle langweilig seien, da mit ihnen keine sexuelle Spannung zu erzeugen ist. Mönche sind interessanter als Leute, die gar nicht verführt werden können. Crime ohne Sex zieht nicht …

Was der Mythos vom kämpferischen Alpha-Männchen mit Asexualität zu tun hat – statt sagen wir mal, damit, dass schon die alten Römer darauf geachtet haben, ihre Legionäre hart auszubilden und meist unter Abwesenheit von Frauen leben zu lassen, damit bloß keine emotionale Bindung den Opferwillen fürs Vaterland stört – bleibt für mich dahingestellt.

Außerdem: Immer da, wo nichts steht, nehmen die Leser*innen Heterosexualität an. Weswegen sich die queeren Conan-Doyle-Fans heute streiten können, ob Sherlock Holmes asexuell oder schwul zu lesen ist. Oder ob Frodo nicht vielleicht gern mit Samwise Gamdgee was gehabt hätte, aber …

Männliche Figuren, die offen Männer begehren, sind noch nicht soo lange erlaubt, und selbst dann trauen sich die Autor*innen nicht, Butter bei die Fische zu machen. (*Zeigt auf Albus Dumbledore*)

Jedenfalls, um mal hier mal zusammenzufassen.

Personen, die keine Lust auf irgendwen hatten, gab’s immer schon, aber erst die Folgen der sexuellen Revolution haben es nötig gemacht, ein Wort zu finden, und erst das Internet hat es möglich gemacht, eine Community zu bilden.

Ich gehe aber davon aus, dass auch die „Domestikation der Sexualität“ durch eine Linke, „die vor lauter »Definitionsmacht« und »Zustimmungskonzepten« sich sexuelle Erfüllung nur noch als Verhandlungsmarathon vorstellen kann“ eine Reaktion auf die sexuelle Revolution ist, die oft auch nur verlangte, was Männer schon immer von Frauen zu erwarten gelernt haben: Ohne Widerspruch die Beine breit machen.

Asexualität entzieht sich sowohl dieser Erwartung wie auch dem Anspruch ans immer potente Alphamännchen, ohne dabei irgendein politisches Ziel zu verfolgen. Wodurch die Reaktionen darauf ein bezeichnendes Licht auf die heutige Gesellschaft werfen.

Dem Fazit des Autors, dass die heutige Gesellschaft ein Problem mit Sex hat, will ich gar nicht widersprechen. Und dass es was mit „Domestikation“ zu tun hat, mag sein.

Aber ich habe die Online-Grabenkämpfen der linken LSBTTIQ-sonstwas-Szene mit Asexuellen, die 2011/12 auf tumblr stattfanden, mitgelesen. Ich bin den Vorbehalten oft genug live begegnet. Wenn Asexuelle gelegentlich mit offenen Armen empfangen werden, würde ich das eher der natürlichen Neugier mancher Personengruppen zuschreiben. Die anderen müssen nämlich erstmal überzeugt werden, dass ich existiere.

Die Jungle World hat keine Kommentarspalte, sonst hätte ich darauf verweisen können.

Für den Autor hoffe ich trotzdem, dass einige Leute nachdenklich gemacht werden und nachher eine angenehmere Gesellschaft für alle bei rauskommt …

Wenn Demisexuell das neue Normal wird…

31 Donnerstag Okt 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, Queeres

≈ 8 Kommentare

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Asexualität, Demisexualität, Logik nützt, mein Ace-Sprech gehört mir, Wortklaubereien

Wie schon im letzten Post erwähnt, hatte Fiammetta bei ihrem Radiointerview Schwierigkeiten, das Wort demisexuell zu erklären und klar zu machen, wozu wir es brauchen. (Sendung vom 25.10.)

Und zufällig hat SlightlyMetaphysical als Gast auf der Asexual Agenda hier auch schon drüber philosophiert.

Erstmal zum Begriff: Soweit sich die Community geeinigt hat, bezeichnet „demisexuell“ jemanden, dier nur sekundäre sexuelle Anziehung verspürt, also jemand, dier erst eine emotionale Bindung zu einem/r PartnerIn aufbauen muss, bevor sier diesen Menschen tatsächlich sexuell begehrt. Das kann schnell gehen, aber auch Jahre dauern, je nach Veranlagung.

Nun ist es ja so, dass die Binsenweisheit und fast alle Geschichten für Erwachsene, die ich je gelesen habe, davon ausgehen, dass Männer jemanden sehen, den sie attraktiv finden, und dann innerlich zu sabbern anfangen, beziehungsweise in spontane Fantasien ausbrechen. Männer begehren erst, und (ver)lieben (sich) dann.

Wohingegen die Binsenweisheit davon ausgeht, dass Frauen erst begehren, wenn sie vorher hinreichend lange umworben wurden und die Chance hatten, sich richtig zu verlieben. Also, Frauen verlieben sich erst, und begehren dann.

Nun klingt diese Art Gefühle verdächtig nach der Definition von demisexuell, und dementsprechend mögen Außenstehende denken, „aber das ist doch normal, wieso brauchen die ein extra Wort für etwas, das alle (Frauen) fühlen?“

Das Argument zieht nicht.

Erstens, von wegen alle. Wenn es alle wären, würde mir meine Patentante niemals vorschwärmen, wie süß dieser oder jener Schauspieler ist. (Die ist schon so lange erwachsen, dass die übliche Entschuldigung für Teenie-Schwärmereien nicht gilt.) Wenn es alle wären, hätte ich diesen Blog nicht, und Fiammetta hätte das Interview nicht gegeben. Wenn es alle wären, hätten die meisten heterosexuellen Kerls auf der Suche nach unverbindlichem Sex ein Wahnsinnsproblem, jemanden für einen One-night-stand zu finden.

Ergo, „alle“ gibt es nicht.

Schlussfolgerung: das Stereotyp über Männer, die jede paar Minuten an Sex denken, ist eben nur ein Stereotyp, und es gibt Männer, die nicht so fühlen.

(Ganz davon abgesehen besteht die Menschheit nicht ausschließlich aus Männern und Frauen…)

Zweitens, Wörter sind eine grandiose Sache, und eine genaue Bezeichnung für Dinge, die mensch fühlt, ist immer hilfreich, vor allem, wenn sich die Gefühle und Erfahrungen von denen anderer unterscheiden.

Und um mir jetzt SlightlyMetaphysicals Argumente auszuleihen… gerade wenn Demisexualität so häufig ist, dass irgendwer sagt, dass sie normal sei, dann ist es doppelt notwendig, ein Wort dafür zu haben und darüber zu reden. Denn, wie wir schon an den aufgelisteten Stereotypen gesehen haben, ist die derzeitige populäre Annahme, dass alle Menschen *sexuell sind, und nicht demi. Sonst würden die meisten Werbeanzeigen anders aussehen, und die Sexindustrie nicht florieren.  Demisexuelle könnten sich per Gruppendruck gezwungen fühlen, sich anders zu verhalten, als sie eigentlich möchten. Vielleicht spielen sie PartnerInnen etwas vor, damit die glauben, dass sie begehrt werden. Die Demis sähen sich also gezwungen, unehrlich zu sein, um in die gängigen Schablonen zu passen – denn ganz ehrlich, wie oben schon gesagt, kann es Monate oder Jahre dauern, und das liegt gänzlich außerhalb des gesellschaftlich akzeptablen Zeitrahmens.

Wenn nun „demisexuell“ in den allgemeinen Sprachschatz aufgenommen würde, und tatsächlich so normal wäre, dann gäbe es somit einen Haufen Leute, die sich damit besser verstehen, was es ihnen erlaubt, eine ehrlichere Beziehung zu führen. Und was soll daran bitte schlecht sein?

Fachsprachen, Jargon und Asexinesisch

22 Dienstag Okt 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, Queeres

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A/Romantik, Asexualität, Bingo!, mein Ace-Sprech gehört mir, Wortklaubereien

So, es ist Asexual Awareness Week. Außerdem hatte mir Fiammetta geschrieben, dass sie in einem Gespräch über die Frage gestolpert ist, was demisexuell ist und wozu wir das Wort brauchen. Überhaupt scheint ein Großteil der Außenstehenden sich zu fragen, was wir mit den ganzen Wörtern eigentlich wollen.

Zugegeben, wir haben viele davon: Gray-A, demisexuell, ästhetische Anziehung, intellektuelle Anziehung, sexuelle und romantische Anziehung, wtf-romantisch, queerplatonisch, Zucchini, etc. pp. Nicht zu vergessen den ganzen importierten Genderkrams wie trans*, nicht-binär, neutrois, genderfluide, usw.

Ganz unabhängig von der Bedeutung dieser Worte ist allein deren Anzahl für Uneingeweihte überraschend. Nun sind Asexuelle anscheinend dafür prädestiniert, populäre Ideen und Konstrukte auseinanderzunehmen, und neue Wörter für die Einzelteile zu finden, oder Wörter für Dinge zu finden, über die noch niemals jemand nachgedacht hat. Jemand macht sich im öffentlichen Raum Internet Gedanken, und wer anderes kommt vorbei und sagt, „haargenau das ist, was ich fühle, und jetzt habe ich endlich ein Wort dafür!“ Und dann kann diskutiert werden.

De facto ist es ja so, dass ich desto ausführlicher über Dinge nachdenken kann, je größer mein Vokabular ist. Daher bin ich der Meinung, dass die Welt nur davon profitieren kann, wenn es für möglichst viele Konzepte Wörter gibt.

Jede Subkultur, jede Branche hat ihre eigenen Wörter – schon mal geschaut, wie diese ganzen Piercings heißen, je nachdem, wohin mensch sie sich stechen lässt? Ganz zu schweigen von meinem eigenen Brotberuf. Keine_r wird hier bestreiten, dass derlei Fachwörter wichtig sind.

„Das nach drei Seiten geschlossene Labor, in dem wir Salben herstellen und in das sich der Tee nicht verirren darf, damit die Waage und Gefäße nicht zustauben“ ist unpraktisch, daher „Rezeptur“. Dass das genauso heißt, wie „Ich hab eine Rezeptur angenommen“ – also dass eben eine Salbe/Lösung herzustellen ist, stört niemanden von uns Weißkitteln. Abgesehen davon haben die meisten Sprachen Homonyme (Wörter, die gleich aussehen und klingen und zwei ganz verschiedene Bedeutungen haben), die auch weniger wortgewandten Menschen ohne besondere Ausbildung zur Verfügung stehen. Mensch denke nur an die zahlreichen Bedeutungen von „Karte“.

Insofern finde ich den immer noch gehörten Einwand „aber asexuell heißt, dass ein Organismus sich ungeschlechtlich vermehrt“ mehr als lächerlich, und es befremdet mich, dass uns das Recht auf unsere eigene Fachsprache aberkannt wird, nur weil wir über Sex und dessen Abwesenheit diskutieren, anstatt über Piercings oder Apothekenbedarf.

Klar, neues Wort heißt, nach der Definition fragen zu müssen und diese in die hauseigene Festplatte Oberstübchen zu integrieren. Ist für die meisten Leute anstrengend. (Aber wahrscheinlich liest das hier eh keine_r, dier damit allzu große Schwierigkeiten hat.)

Mehr als frech ist aber, die Notwendigkeit eines Wortes anzuzweifeln. Das Wort existiert und wird von mehr als einer Person genutzt – damit sollte sich logisch ergeben, dass ein Bedarf für dieses Wort bestand.

„Aber das steht so nicht im Wörterbuch!“

Und? Bei Wikipedia steht’s mittlerweile. Außerdem gab es Zeiten, da standen Wörter wie „homosexuell“, „Mutterschutz“ und „Computer“ so auch nicht im Wörterbuch. Sprache ist lebendig. Nehmt es hin.

Das große, böse Ace

04 Sonntag Aug 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, Queeres, Sichtbarkeit

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Asexiness lesen, Asexualität, Preziös, Reinheit, Sichtbarkeit, Vorurteile, Wortklaubereien

… ist der Titel meiner kleinen Polemik für die Preziöse #1 gewesen.

Da das Erscheinungsdatum nun einige Zeit zurückliegt, und die neue Ausgabe in den Startlöchern steht, dachte ich, dass ich auch diejenigen ohne das Heft (schämt euch was) daran teilhaben lasse.

Sinn und Zweck der Angelegenheit war, nicht das zu tun, was Artikel üblicherweise in der Presse mit höherer Auflage tun, nämlich zu sagen, „Asexualität existiert“, sondern, „Asexualität existiert. Nehmt es hin, und denkt drüber nach, warum ihr an der Existenz zweifelt.“

Schreibt man nämlich einen Text mit der Aussage „Asexualität existiert“, hält die Leserschaft das grundsätzlich für die Frage, ob Asexualität existiert, und diskutiert entsprechend. Mit Bingo und allem.

Das ist für Asexuelle langweilig zu lesen, und respektlos obendrein.

Und wer jetzt noch nicht genug hat von den Haaren auf meinen metaphorischen Zähnen, muss hier Weiterlesen →

Being asexy in German

27 Mittwoch Feb 2013

Posted by Carmilla DeWinter in asexuality, English Musings

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asexuality, Carnival of Aces, mein Ace-Sprech gehört mir, word nitpicking, Wortklaubereien

Theme for February’s Blog Carnival was „language“. Since most German asexuals know the words they use, and have already gotten my definition rant, I will refrain from posting a German version of this.

A few facts on the German ace community: there’s a German AVEN sub-forum with approximately 9000 members, there’s two blogs (mine and the zine-blog, which isn’t updated on a regular basis), and semi-regular meetups in, I think, at least six bigger cities. I don’t believe this is due to Germans being notoriously good at organizing stuff, I rather think it has to do with the fact that this country isn’t all that big, and the transportation infrastructure is decent.

Part 1: Words in use

German is quite a bit more gendered than English, with, traditionally, the male plural being used when speaking of groups. Currently, it’s considered better form, and politically correct, to actually use the plural in the female version. There was a lot of derision when this change was implemented by official sources, but we’ve now become accustomed to it.

There is no such thing as a gender neutral pronoun for persons, as comparable to the singular-use „they“ in English. Alternatives, such as amalgamations of „sie“ and „er“ (she and he), leading to „sier“, or „xier“ are currently being tried out. Someone also has proposed „nin“.

There is no collective word in use for GSMs, as „queer“ is in English. As usual with Germans, we were lazy and simply imported „queer“, instead of going to the trouble of making up something new. However, the meaning of „queer“ isn’t exactly common knowledge (neither is LGBT, or the German equivalent LSBT), so it’s used and understood only by people who have interest in queer issues. GSM and GSRM have also made their way across the pond, but they’re so new, only the cutting edge seems to be comfortable with them.

We’ve also imported „gender“, because German doesn’t have a word for the concept.

The bigger sexual minorities, gay („schwul“), lesbian („lesbisch“), and bisexual („bi“, or „bisexuell“) are sometimes contracted to LesBiSchwul or SchwuLesBisch. Note here that „schwul“ commonly refers only to men, though I’ve seen it used as self-descriptor by homosexual women. Also, „schwul“ suffers the same use as „gay“ in terms of insult.

As is common elsewhere, bisexuals remain mostly invisible when same-sex marriage, pride parades and things like that are being discussed.

As to asexuality, this would be „Asexualität“ in German, and asexual is „asexuell“.

We’ve yet to agree on an abbreviation. Some favor „ace“. Some use „AS“. Other things I’ve seen and tried out are „asexy“ or „asexi“ both as adjective and noun, and „Ass“, which, yes, really, is the German version of „ace“. However, it can’t be used as an adjective.

Aromantics are „Aromantiker“, and sometimes „Aromanties“. „Aromantic“ is „aromantisch“. I don’t think I’ve ever seen a word for aromanticism.

Part 2: Talking about asexuality

So, the vocab lesson is out of the way. One would think, given the close relation between the English and German words, there should be minimal differences between what we talk about. You’ll find it isn’t so if you ever bother to translate the definition the founding persons of the German AVEN-subdomain slapped on the front page. It says „kein Verlangen nach sexueller Interaktion“ – literally: „no desire for sexual interaction“. They’re using a preferred behavior angle instead of the sexual orientation angle.

To this day, I’m unsure why they didn’t simply translate the English definition. I’ve tried to find the thread where they discussed it, but wasn’t able to dig it up.

If I’m allowed some speculation based on some comments I did find, the orientation-angle might seem, at first, counter-intuitive, especially if you don’t have any idea what sexual attraction feels like, and one could argue that the „no desire for sexual interaction“ is the outcome if you don’t have sexual attraction in the first place. It is, most of the time, granted, but I still believe this definition-mix-up will come back to bite us in the ass, if it hasn’t already.

„No desire for sexual interaction“ reads a lot like „no libido“ and I think we create more confusion with the uneducated medical establishment this way.

We still get „asexuality exists“ articles, and most experts being quoted for those never get past the „no desire“-part. After all, a low libido can be treated, if one should wish so, whereas sexual orientations are rather immune to therapeutic influence.

Therefore, I believe we’ll have an even harder time being recognized as a legitimate sexual orientation.

Also, most scientific literature on asexuality is in English, with „no sexual attraction“ as the current working definition. Given what I’ve read, I don’t think that this working definition will change anytime soon, so anyone doing research on German-speaking asexuals will have to be mindful of that difference.

So: I don’t have a grand conclusion this time. Given discussions with other people at the Asexual Worldpride Conference in London last year, I actually live in ace-wonderland. Even without London, I’ve met a good two dozen other aces. However, we’re far from being commonly recognized as belonging to the alphabet soup, so… there’s more visibility work ahead. (As usual.)

Kleines Zitat für Öffentlichkeitsarbeiter

27 Donnerstag Dez 2012

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

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Asexualität, Kingkiller Chronicle, Wortklaubereien

So, ich hoffe, alle meine Leser haben die Feiertage gut überstanden.

Ich selbst war größtenteils in den vier Ecken der Zivilisation abgetaucht, genauer gesagt in Patrick Rothfuss‘ „The Name of the Wind“ und dessen Nachfolger „The Wise Man’s Fear„. Ich habe knapp 1800 Seiten innerhalb einer Woche gelesen, was, denke ich, sehr für eine Suchtwirkung dieser Bücher spricht.

Und in diesem zweiten Band der Kingkiller Chronicle fand ich folgenden Satz:

Nothing in the world is harder than convincing someone of an unfamiliar truth.

(Nichts auf der Welt ist schwieriger, als jemanden von einer ungewohnten Wahrheit zu überzeugen.)

In dem Abschnitt geht es um Aberglaube und Magie, die selten harmlos, aber manchmal eben doch nützlich ist.

Konkret hat mich dieser Satz wahnsinnig an die Gespräche erinnert, die ich bislang mit Uneingeweihten über Asexualität geführt habe.

Asexualität ist so eine ungewohnte Wahrheit – rein logisch muss sie existieren, wenn man das Konstrukt „sexuelle Orientierung“ mit dessen üblichen Definitionen annimmt, und wenn man bedenkt, wie alt die Beleidigung „frigide“ ist:

Menschen mit einer sehr geringen bis gar keiner Libido müssen allein schon deswegen existieren, weil auf der anderen Seite der Glockenkurve Tiger Woods steht.

Wenn es Menschen gibt, die „verkehrtrum“ zeigen, welche die „richtigrum“ zeigen, und welche, die in zwei oder mehr Richtungen zeigen, dann muss es quasi zwangsweise Menschen geben, die in gar keine Richtung zeigen.

Trotzdem überrascht unsere Existenz die Leute immer noch, und zwar bis zu einem Grade, in dem sie lieber die irrwitzigsten Erklärungen akzeptieren als die einfache Tatsache, dass es eben so ist, wie es ist.

Feministische Besorgnis

25 Sonntag Mär 2012

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

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Asexualität, Vorurteile, Wortklaubereien

Gelegentlich suche ich „Asexualität“ per Suchmaschine, nur um zu schauen, was so bei rauskommt, ob ich Artikel übersehen habe und so weiter.

Im Januar gab es einen Forums-Eintrag im Emma-Forum, den ich faszinierend fand, bezüglich des „Wie fühlt ihr euch, wenn ihr Sex habt?“-Threads im deutschen AVEN-Forum.

Zugegebenermaßen habe ich von dem AVEN-Thread nur die ersten drei (von 18) Seiten gelesen, da mein Interesse für das Thema gegenwärtig eher gering ist.

Nun kommt da jemand und eröffnet folgende Diagnose:

Meine psychologisch (…) laienhaften Gedanken sagen mir, dass von den Frauen die hier schreiben die wenigsten wirklich asexuell sind. Die Masse ist einfach nur nicht in der Lage ihre Wünsche einzufordern und machen alles mit, was die Partner wollen (…).

Dabei kommen die Frauen eher zu dem Schluss selbst asexuell zu sein und geben ihre Wünsche damit auf, was ich als harten Rückschlag für den Feminismus betrachte, als dass mal darüber nachgedacht wird, dass diese momentan ausgeübte Sexualität einfach die falsche für sie ist. Fast keine Frauen, die Konsequenzen aus dem Erlebten ziehen und wenn doch, dann ist es ein VERZICHT!

Dieser Eintrag hier existiert hauptsächlich, weil mir die Diagnose neu war. Wir sind gar nicht asexy, wir haben nur den falschen Sex – also zumindest diejenigen von uns, die überhaupt welchen haben…

Jedenfalls scheint hier jemand nicht zu begreifen, dass Asexualität häufig bedeutet, keine Wünsche zu haben (nicht bei allen, klar, aber die sind nicht so häufig und werden schon aus Gründen des Selbstschutzes so einen Thread lieber meiden).

Wer keine Wünsche hat, kann diese Wünsche auch nicht aufgeben – und somit ist die Konsquenz, es lieber bleiben zu lassen, dann auch kein Verzicht, auch wenn andere „ohne“ nicht leben wollten.

Mal wieder Apotheken-Umschau

15 Donnerstag Mär 2012

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

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Apotheken Umschau, Sichtbarkeit, Vorurteile, Wortklaubereien

Seit heute gibt es die Apotheken-Umschau Ausgabe März B, und als gutes Apothekerlein lese ich die natürlich, um zu wissen, wofür alles Werbung drin ist.

Jedenfalls findet sich unter „Flaute im Bett“ auf Seite 29 ein Artikel über Libidoverlust – also nicht über Impotenz. Impotenz ist, wenn man will, aber nicht kann – übrigens grundsätzlich ein Grund, zum Arzt zu gehen, selbst wenn man(n) asexuell ist oder aus anderen Gründen nicht will. Ursachen sind vielfältig und können auf ernste Herz-Kreislauf-Probleme hinweisen.

Libido hingegen ist grundsätzlich mal das Verlangen nach sexueller Stimulation. Bei den Asexies gibt es solche, die eine Libido haben, und solche, die keine haben, gelegentlich auch als Non-Libidoisten bezeichnet.

Um diesen Wunsch nach sexueller Stimulation geht es nun in dem Artikel. Und eigentlich fängt er ganz gut an, mit einer ähnlichen Erklärung wie oben. Und tja,

Verspürt man keine Lust auf Sex, fehlt er einem naturgemäß auch nicht.

Schön gesagt.

Auch

„Der sexuelle Appetit von Menschen unterscheidet sich stark“, weiß Hartmann aus seiner sexualmedizinischen Sprechstunde. Was für den einen also wenig ist, mag dem anderen schon zu viel sein.

Weisheit. Ich hatte echte Hoffnungen.

Kommt es aber zu einer deutlichen Veränderung des Trieblebens oder zu entsprechenden Klagen des Partners, liegt häufig ein Problem vor.

Die Frage ist nun – klagt der Partner über eine Veränderung? Dann ist vielleicht tatsächlich irgendeine Störung schuld.

Klagt der Partner aber nur über die mangelnde Libido, dann hat man ein ganz anderes Problem, und kann mit den nächsten zwei Spalten Diagnosen nichts anfangen, weil die voll am Problem vorbeizielen.

Ein bissl mehr sprachliche Genauigkeit wäre meines Erachtens angebracht.

Nachträgliches Valentinsgebruddel

18 Samstag Feb 2012

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, Queeres

≈ 3 Kommentare

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Asexualität, Freundschaft, Liebe, Vorurteile, Wortklaubereien

Diese Woche war Valentinstag. Gewöhnlich geht dieser Feiertag eher spurlos an mir vorüber – er ist meines Erachtens so ein überflüssiger Import aus dem englischsprachigen Raum, und da ich Dauersingle bin, habe ich am 14. Februar eh nix zu feiern.

Ich gehöre aber auch nicht zu denen, die damit Probleme haben. Wer zu diesem Anlass Geld ausgeben will, soll es ruhig tun, solange mir keiner mit irgendwelchen Fragen zu meinem Privatleben oder mit so einer Mitleidstour kommt, weil ich ja furchtbar unglücklich sein muss, als Alleinstehende.

Von all dem wurde ich dieses Jahr und auch früher verschont. Dennoch hat mich etwas nachdenklich gemacht: ein kurzer Beitrag in SWR3, wo es um Unterschiede zwischen den USA und hier ging, und dass dort auch Freunde manchmal was bekommen, es also kein reiner Pärchentag ist.

In diesem Zusammenhang sprach die Moderatorin so selbstverständlich von Freundschaft und Liebe als zwei unterschiedlichen Dingen, dass es mir irgendwie aufstieß.

Ich verstehe, was sie meinte: Freundschaft ist, außer für WTF-Romantiker und andere davon Verwirrte, zu unterscheiden von einer romantischen Beziehung, und laut des populären Narrativs nicht so wichtig. Was dann diejenigen Geschiedenen in den Arsch beißt, die merken, dass sie kein Netzwerk mehr haben.

Das mit der Wichtigkeit muss ich hinnehmen, auch wenn ich es nicht so richtig verstehe. (Auch deswegen Grauromantisch: ich weiß, wie sich Verliebtsein anfühlt, aber ich würde dafür niemals alles stehen und liegen lassen.)

Ich bin mir auch sicher, dass genau dieses Gegensatzpaar von Freundschaft und Romantik gemeint war, nur gesagt wurde eben was anderes. Aber die meisten Leute scheinen es zu verstehen und als selbstverständlich hinzunehmen. Was mich irgendwie traurig macht für alle anderen Leute, die auch „nur“ Freunde sind… auch wir werden verlassen, verraten, vernachlässigt… alles im Namen der Liebe, oder eher der Verliebtheit.

Das kann ganz schön wehtun.

Nicht nur sauber, sondern…

18 Sonntag Dez 2011

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

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Asexualität, Reinheit, Schlampen, Vorurteile, Wortklaubereien

So, als ich über „A History of Celibacy“ nachdachte, habe ich ja schon erwähnt, dass, wenn das Christentum dauerhaft Keuschheit einfordert, diese nicht nur rein praktisch zu verstehen ist, sondern auch mental. Neben echter sexueller Interaktion sind also auch masturbieren und Fantasien haben verboten.

Alle Fleischeslust ist Sünde, und je mehr sich der Mensch davon entsagt, desto näher ist er dem Paradies.

Dieses Ideal von Keuschheit hängt uns Asexuellen nach. Immerhin klingen die Nonlibidoisten unter uns (für Fachfremde: jene, die keinen Trieb verspüren und daher in der Regel auch nicht masturbieren) so ungefähr wie das Paradebeispiel für keusch. Jemand, der das erste Mal von uns hört, und diese Vorstellung von Reinheit bewusst oder unbewusst verinnerlicht hat, kann schon mal zu dem Schluss gelangen, dass wir uns für was besseres halten.

Sicher gibt’s solche Asexuelle, die gegen Sex in den Medien wettern und gegen Leute, die „immer nur das eine wollen“. Sciatrix hat das irgendwo mal als Detox-Phase bezeichnet. Wenn man jahrelang darunter gelitten hat, als krank angesehen zu werden, ist es verständlich, dass man sich erst mal Luft machen muss. Dass da auch mal Worte wie „niedere Triebe“ und derlei fallen, ist verständlich, und meines Erachtens in Ordnung.

Blöd wird es immer dann, wenn eine solche Meinung als Meinung aller verkauft wird, oder man bei einer unreflektierten „Ich bin besser als du“-Haltung bleibt.

Dass diese vermutete innere Haltung zu Schwierigkeiten führen kann, beweist die nun schon einige Monate andauernde englischsprachige Tumblr-Schlammschlacht. Neben anderen Unerfreulichkeiten wurde Asexuellen allgemein und den Demisexuellen im Besonderen vorgeworfen, slut-shaming zu sein.

Für slut-shaming gibt’s noch keinen deutschen Ausdruck, und mir ist noch keiner eingefallen. Kurz gefasst geht es darum, dass Frauen, die sich aufreizend kleiden, und generell nicht so verhalten, wie es der ultrareligiöse Moralkodex für Unverheiratete vorsieht, allesamt Schlampen sind. Kleinen und großen Mädchen wird eingeschärft, sich nicht wie eine Schlampe/Nutte zu verhalten. Schlampesein ist schlecht, und wer wie eine Schlampe aussieht, darf sich nicht wundern, wie eine behandelt zu werden. Etc pp. Dirrekt da mit rein spielt das victim-blaming (also dem Opfer die Schuld an einer Vergewaltigung zuschieben).

Und augenscheinlich ist für manche Schlampen-BefreierInnen ein weibliches As durch seine bloße Existenz und (unterstellte) Unterwerfung unter den ungeschriebenen Verhaltenskodex für Frauen ein Affront.

Ich gehe davon aus, dass auch die deutschsprachige Community sich auf derlei Vorwürfe einstellen muss, sobald wir eine gewisse kritische Masse überschritten haben.

Unsereins wird vermutlich noch sehr lange darauf hinweisen müssen, dass manche von uns Pornos schauen/lesen, sich sexy kleiden, erotische Geschichten schreiben, und dass die Meinung einer einzelnen Person niemals die einer Gesamtheit wiederspiegeln kann.

Eine Instantlösung gibt’s da wohl nicht. Höchstens, dass man sich mal an die eigene Nase fasst und überlegt, wie man manche Worte verwendet,  und wie man über stark geschminkte, tief ausgeschnittene Wonderbra-Trägerinnen redet.

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Carmilla DeWinter - Teilzeitapothekerin, Teilzeitautorin, Vollzeitgeek. Ace mit Tendenzen zur Aromantik.

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