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Letzte Woche hatte ich eine Fotosession, für die ich einen befreundeten Journalisten angeheuert habe. Außerdem habe ich heute mal ein bisschen durch den AVEN-Forum-Backlog gelesen, um zu schauen, was da gerade diskutiert wird. Jedenfalls ging es um Frauen, wie sie angeschaut werden und angeschaut werden wollen. Da kamen Widersprüche zutage, die ich auch an mir feststellen musste.
Aber von vorne.
Darf ich zunächst mal die DeWinter vorstellen:
Erste Reaktion meiner Frau Mama: „Du schaust aber ernst.“
Das ist aber nicht wahr, ich lächle auf dem Bild schon, aber halt nicht mit Zähnen, und nicht in die Kamera.
Jetzt kommt’s aber: Ich habe die Bilder das erste Mal durchgeschaut, und dachte auch erst mal, mensch, du lächelst ja da bloß auf jedem fünften oder so. Ist das hübsch? Finde ich, dass ich so gut aussehe? Und musste mich an die DeWinter ohne gefälliges Lächeln gewöhnen.
Dabei hatte ich meinem Fotografen extra mitgeteilt, dass ich auf den Bildern nicht lieb aussehen will. Ich denke, das ist gelungen. Dabei fiel mir aber auf, dass auf den meisten Bildern von Autoren, die ich kenne, die bedeutungsschwer gedankenvoll an der Kamera vorbeischauen, während die Autorinnen fast alle lächeln. Mit der Kamera und damit dem Betrachter flirten.
Ich finde das bezeichnend. Dass es nicht genug ist, einen sauguten Text zu schreiben, nein, frau soll auch noch nett dabei aussehen. Oder will noch nett dabei aussehen. Das ist schwer zu trennen, denn wie viel an der „weiblichen Gefallsucht“ (keine Ahnung, woher ich das Zitat habe) anerzogen und wie viel eigenes ist, lässt sich kaum aufdröseln.
Lieb aussehen, Ausgleich suchen, beschwichtigen, gefallen, niedlich, hilfsbedürftig und harmlos sein. Weibchen der Spezies lernen das ab dem Zeitpunkt, an dem sie verstehen, was gesagt wird. Kleine Jungs sind cool (oder wie immer das Modewort gerade heißt) und Mädchen sind süß.
Ich will aber nicht, wie die Erde, als „größtenteils harmlos“ durchgehen. Vielleicht bin ich keine coole Socke – immerhin fällt es mir schwer, auf Dauer gedankenvoll an Kameras vorbeizuschauen, ohne kurz darauf in ein Grinsen ob der Lächerlichkeit der menschlichen Existenz auszubrechen – aber harmlos ist, hoffe ich, das falsche Wort.