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Der Torheit Herberge

~ Asexualität, das Leben und der ganze Rest

Der Torheit Herberge

Schlagwort-Archiv: Selbstbild

Männerbilder, Frauenbilder

27 Donnerstag Feb 2014

Posted by Carmilla DeWinter in Uncategorized

≈ 2 Kommentare

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Autorendasein, Eitelkeiten, Feminismus, Femme!, Selbstbild

Letzte Woche hatte ich eine Fotosession, für die ich einen befreundeten Journalisten angeheuert habe. Außerdem habe ich heute mal ein bisschen durch den AVEN-Forum-Backlog gelesen, um zu schauen, was da gerade diskutiert wird. Jedenfalls ging es um Frauen, wie sie angeschaut werden und angeschaut werden wollen. Da kamen Widersprüche zutage, die ich auch an mir feststellen musste.

Aber von vorne.

Darf ich zunächst mal die DeWinter vorstellen:

Die DeWInter mit schwarzer Brille und asexy Hütchen

Die DeWinter mit schwarzer Brille und asexy Hütchen

Erste Reaktion meiner Frau Mama: „Du schaust aber ernst.“

Das ist aber nicht wahr, ich lächle auf dem Bild schon, aber halt nicht mit Zähnen, und nicht in die Kamera.

Jetzt kommt’s aber: Ich habe die Bilder das erste Mal durchgeschaut, und dachte auch erst mal, mensch, du lächelst ja da bloß auf jedem fünften oder so. Ist das hübsch? Finde ich, dass ich so gut aussehe? Und musste mich an die DeWinter ohne gefälliges Lächeln gewöhnen.

Dabei hatte ich meinem Fotografen extra mitgeteilt, dass ich auf den Bildern nicht lieb aussehen will. Ich denke, das ist gelungen. Dabei fiel mir aber auf, dass auf den meisten Bildern von Autoren, die ich kenne, die bedeutungsschwer gedankenvoll an der Kamera vorbeischauen, während die Autorinnen fast alle lächeln. Mit der Kamera und damit dem Betrachter flirten.

Ich finde das bezeichnend. Dass es nicht genug ist, einen sauguten Text zu schreiben, nein, frau soll auch noch nett dabei aussehen. Oder will noch nett dabei aussehen. Das ist schwer zu trennen, denn wie viel an der „weiblichen Gefallsucht“ (keine Ahnung, woher ich das Zitat habe) anerzogen und wie viel eigenes ist, lässt sich kaum aufdröseln.

Lieb aussehen, Ausgleich suchen, beschwichtigen, gefallen, niedlich, hilfsbedürftig und harmlos sein. Weibchen der Spezies lernen das ab dem Zeitpunkt, an dem sie verstehen, was gesagt wird. Kleine Jungs sind cool (oder wie immer das Modewort gerade heißt) und Mädchen sind süß.

Ich will aber nicht, wie die Erde, als „größtenteils harmlos“ durchgehen. Vielleicht bin ich keine coole Socke – immerhin fällt es mir schwer, auf Dauer gedankenvoll an Kameras vorbeizuschauen, ohne kurz darauf in ein Grinsen ob der Lächerlichkeit der menschlichen Existenz auszubrechen – aber harmlos ist, hoffe ich, das falsche Wort.

Surely YOU don’t need to lose weight

09 Sonntag Jun 2013

Posted by Carmilla DeWinter in asexuality, English Musings

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asexuality, body image, Selbstbild, Sexiness

So, I just did a bit on my figure in German, and then Effi came along with a post about asexuality and eating disorders.

I don’t have a history of eating disorders, but being asexual surely didn’t prevent me from having the same skewed body image most other women have.

Admittedly, I’m not fat, either, so I’m speaking from a position of privilege, but I’m also not someone you’d describe as willowy. However, I spent most of my life thinking of myself as at least overweight, and I still catch myself referring to my body as fat inside my head.

This started when I was eleven, when my mother declared, „we’re too fat, we need to lose weight“ (never mind that I wasn’t exactly fat even then, and you don’t make kids lose weight without consulting an MD beforehand). Thus she started us on a series of thankfully very short-lived dieting attempts, at least once a year until I was sixteen or so.

This „you’re too fat“ joined the chorus of „you’re too quiet“, „you have too few friends“, „you sit around too much“ (I was reading, thanks).

Anyhow, no wonder I ascribed my continuous failure to acquire a boyfriend to my figure and my shyness.

Also, I still have a hard time thinking about my figure in an objective way, even though I now am quite confident that I don’t want a boyfriend or husband in the classical sense, and that I don’t need to look sexually attractive.

At the same time, I find myself looking at women who aren’t as close to society’s ideal as myself and having a sense of superiority, because at least I’m not that fat. (This is a kind of double standard that my dad excels at.) All I can do is keep that thought in my head and remind myself that I have no right judging anyone based on their figure. I don’t know their story.

So, I was indoctrinated by my family, and the media sources available to me. Most magazines I got my hands on agreed that women wanted to lose weight, so yep, obviously most women were too fat. I was female, therefore I needed to lose weight, too.

I know this kind of perception is common, because, being a pharmacist, I regularly get female customers asking after something to lose weight, be it the latest useless supplement wonder pill, prescription drugs usually not worth the side effects, or formula diets that force you to down nothing but sweetish slug three times a day. (There are very few men wishing to lose weight via pharmaceuticals.)

Most of the women asking after those things have a lower body mass index than I do, and still „need to lose a few kilograms“. Thankfully, I’m allowed by the boss to tell people that the supplements are useless, it’s my duty to be honest about the prescription drugs, and I usually manage to refer customers interested in formula diets to a colleague who’s actually tried them.

Fact is, those same, objectively thin women tell my objectively not-fat colleague, „but surely YOU don’t need to lose weight.“ Also, in the rare case when I’m asked to dispense actual dieting advice and tell people that this is something I did or do*, I get the same response.

Funny, that.

—

* Yes, there are some things I do – no sweetened drinks, maximum four meals a day, no continuous snacking. As I’m not the type to eat entire bars of chocolate in one session, all of that is actually not a matter of conscious discipline, it’s just habits I acquired along the way, mostly by being a university student who was a bit more miserly than I needed to be.

Wieso abnehmen?

05 Mittwoch Jun 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Queeres

≈ 2 Kommentare

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Übergewicht, Feminismus, Selbstbild

In meinem letzten Post habe ich über mein Aussehen geschrieben, einen bislang unerwähnten Teil davon werde ich jetzt näher ausführen.

Ich muss so ungefähr elf gewesen sein, als meine Mutter sagte: „Wir müssen abnehmen.“

Zu dem Zeitpunkt war ich sicher für ein Kind meines Alters gut beieinander, aber nicht so dick, dass es ungesund geworden wäre. Zudem hatte ich mir vorher, glaube ich, nie Gedanken über meine Figur gemacht.

Im Folgenden versuchte sie viel, um uns beide auf vermeintlichen Vordermann zu bringen: Formuladiäten, riesige Tabletten aus heuartigem Zeug, die im Magen aufquellen sollten und damit den Hunger verringern, kein Abendessen mehr…

Nicht, dass es half.

Jedoch, der ganze Aufwand, und dieses MUSS in „wir müssen abnehmen“, das führte dazu, dass ich verinnerlichte, dass ich so, wie ich war, irgendwie falsch war.

Nicht gerade die Botschaft, die jemandem, dier sowieso schon Schwierigkeiten hat, sich einzufinden, viel hilft. Glaubt man diversen Quellen, war ich sowieso immer schon „zu leise“ und hatte „zu wenig Freunde“ (andere nennen sowas introvertiert, danke). Mit zunehmendem Alter war dann da die Sache mit dem ganzen Partnersuchegedöns, die mich eher befremdete.

Und dann war ich eben auch noch „zu dick“.

Da ich also sowieso falsch war und außerdem keine Chance sah, irgendetwas am Status Quo zu ändern (merke: Predigten darüber, dass mensch neue Freunde finden muss, sind für Introvertierte eher nicht hilfreich) und ich, so ganz tief in meinem Unterbewusstsein offenbar keine Lust hatte, als Objekt des Begehrens wahrgenommen zu werden, war ich ein zeitweise eher hässlicher Teenie. Strähnige Haare, lose Kleidung, uralte Turnschuhe.

Irgendwie hätte ich natürlich schon gern hübsche Sachen getragen, aber dann wäre ich ja vielleicht als halbwegs attraktiv aufgefallen. Insofern war mein Fett sicherlich auch, über weite Strecken, Selbstschutz.

Irgendwann zog ich aus, musste für mein eigenes Essen sorgen, und seitdem wiege ich so um die sechzig Kilo. Das ist immer noch kein Model-BMI, aber ich bin zufrieden, und muss mich für die Figur nicht selbst kasteien. Und außerdem bemerkte ich, dass es eigentlich völlig egal war, was ich anhabe, denn am Ende kann ich sowieso nicht kontrollieren, was mein Gegenüber denkt, und ich weiß nie, worüber irgendwer ins Sabbern gerät.

Keinesfalls sind tiefe Ausschnitte und kurze Röcke ein Versprechen. Mensch sollte sich bloß von niemandem einreden lassen, dass ein gewisses Outfit dazu führt, dass mensch irgendwem etwas schuldet.

Das führt dazu, dass ich kleidungstechnisch mache, was ich will, und falls irgendwer deswegen enttäuscht ist, ist das nicht mein Problem.

Jedenfalls stehe ich, mit dieser Meinung, an einem interessanten Punkt der Debatte über Fettleibigkeit.

Ohne Zweifel gibt es Menschen mit klinischem Übergewicht oder einem gefährlich hohen Bauchumfang, denen ein paar Kilo weniger zu einem iLeben verhelfen können, in dem sie kein Insulin spritzen müssen. Der Großteil der Frauen jedoch, die in meine Arbeitsstelle kommen, und nach einem Mittel zum Abnehmen fragen (es sind zu 99% Frauen), scheinen eher in meine Ex-Kategorie zu fallen: Menschen, die sich selbst als zu dick wahrnehmen, selbst wenn sie, objektiv betrachtet, einen kleineren BMI als ich haben. Der Erfahrung nach kommen Männer eher erst, wenn sie einen richtigen Bierbauch vor sich her schieben.

Feststellung: nicht nur die Selbstwahrnehmung von Essgestörten, auch die von wahrscheinlich diesbezüglich nicht betroffenen Personen scheint gestört. Witzigerweise merken diese Frauen das aber nicht. „Aber SIE haben doch keinen Grund zum Abnehmen“, sagen sie dann zu mir oder den Kolleginnen.

Ganz ehrlich: die wenigsten von uns haben einen Grund, außer dem, sich optisch Frauen anzunähern, die als Kleiderständer mit Gesichtsausdruck bezahlt werden, und damit nach einem unerfüllbaren Schönheitsideal zu streben.

Aber nunja: solange Frauen abnehmen, machen sie schon keine Dummheiten. Irgendwo freut sich bestimmt wer, dass Feminismus out ist.

Blöderweise mag mein Chef nicht, wenn ich den Leuten den Kauf von Almased und derlei Zeug ausrede…

Rosa!

09 Donnerstag Mai 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

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Schlagwörter

Eitelkeiten, Selbstbild, Sexiness

oder: eine Hassliebe.

Irgendwann, ich muss so ungefähr 11 oder 12 gewesen sein, wollte ich mit der Farbe Rosa nichts mehr zu tun haben. Weder mit zarten Babytönen noch mit Magenta oder Knallpink; die meisten Violetttöne litten ebenfalls, quasi in Sippenhaft.

Außer Kleider und Schuhe mussten auch Dinge des täglichen Gebrauchs dran glauben – um rosa Mäppchen, Tassen, Stifte etc. machte ich von da an einen großen Bogen. Nicht, dass ich vorher mit exzessiv viel Rosa rumgelaufen wäre, aber das Bisschen hatte schon gereicht, um einen extremen Widerwillen zu entwickeln.

Damals hätte ich nicht erklären können, was los war. Irgendwie war Rosa eine Mädchenfarbe, und das reichte. Zugegeben, Babyrosa heißt nicht umsonst so, und ist hier im Westen mit kleinen Mädchen assoziiert. Darauf zu verzichten, mag eine sehr junge Frau tatsächlich erwachsener erscheinen lassen, oder ihr zumindest den Glauben geben, dass sie älter wirkt.

Aber das war nicht der Grund. Im Rückblick war mir Pink in allen Variationen offenbar zu feminin. Man hätte mich ja für ein Weibchen halten können, und ich hätte mich damit als ein Objekt des (männlichen) Begehrens zu erkennen gegeben. Und dieses versuchte ich wohl, zu vermeiden.

Wie ich schon vorher dargelegt habe, wurde mir das mit der Außenansicht zunehmend egal, und damit kehrten manche Farben in mein Repertoire zurück. Babyrosa überlasse ich allerdings weiterhin lieber Minderjährigen.

Wobei, so ein rosa Auto hätte schon was… (aber nur mit einem fetten Autobot-Sticker, damit noch jeder merkt, dass ich mit einer Arcee oder Elita rumfahre.)

Femme-inin

17 Sonntag Mär 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, Queeres

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Schlagwörter

Femme!, Gender, Selbstbild, Sexiness

Vor vier Wochen habe ich mich über das „Objekt-des-Begehrens“-Bewusstsein ausgelassen, und warum ich glaube, dass manche asexy Frauen sich betont unweiblich kleiden, um kein Objekt zu sein.

Ich bin dazu quasi der Gegenentwurf: ich trage manchmal Röcke, wenn auch keine sehr kurzen; enge, teilweise tief ausgeschnittene Oberteile; Schmuck, Blümchen im Haar, Nagellack. Dazu lange Haare. Néanmoins aus dem Forum, die mich auch persönlich kennt, hat einen „mädchenhaften“ Eindruck von mir.

So einen Eindruck habe ich nicht immer hinterlassen. Bis ich etwa 15 war, bestand meine Garderobe bevorzugt aus sehr weiten Pullis und Schlabber-Jeans, dazu Turnschuhe. Im Rückblick wird offensichtlich, dass ich mich damals mit meinen sich entwickelnden weiblichen Formen völlig überfordert war und den optischen Rückzug angetreten habe.

Hauptsache, mich bemerkte keiner, der irgendwas von mir hätte wollen können.

Es folgte eine eher punkige Phase, mit Kapuzenpullis, Band-T-shirts und Doc Martens. Ein bisschen „lauter“, die Klamotten besser sitzend, aber nicht das, was ich als feminin bezeichnen würde.

Im Laufe der Jahre bemerkte ich dann, dass ich wohl doch nicht so viel Lust hatte, mir einen Mann zu angeln, und eine Frau schon gar nicht, und dass, egal welches Outfit ich trug, die Kerls das irgendwie riechen konnten.

Überdies begriff ich, dass ich nicht verantwortlich bin für das, was andere Leute von mir denken. Eine hochgeschlossene Bluse hält im Zweifelsfall keinen Sexisten davon ab, mich als Frau und damit als inkompetent zu betrachten. Insofern kann ich mich auch anziehen, wie ich Lust habe.

Und seitdem ich nun innerlich den Schritt von der „misstrauischen Hete“ zum Ace gemacht habe, lehne ich mich optisch noch ein bisschen weiter aus dem Fenster.

Wobei ich, natürlich, nicht so aussehe, als würde ich mich aus dem Fenster lehnen, da von mir ja als cis-Weibchen auch ein halbwegs feminines Äußeres erwartet wird.

Was man leider nicht sieht, ist, dass dieser ganze Kram für mich eigentlich Spielzeug ist: ich bin jeden Tag mal mehr, mal weniger in Kostüm. Ich mache das alles für mich, als Ausdruck meines persönlichen Befindens und meines Selbstverständnisses, nicht für irgendwelche Männeraugen.

Ich nehme den Anspruch, dass ich ich halbwegs feminin auszusehen habe, und treibe ihn nach Laune zum Exzess. Somit untergrabe ich nebenher die Heteronormativität hoffentlich ein bisschen.

In anderen Worten: ich zähle mich zu den Femmes. (Ausgesprochen mit „e“, nicht mit einem französischen „a“.) Sogar an den Tagen, an denen – in einem Laden mit einem Chef und mehreren weiblichen Angestellten – ich die einzige Person mit Krawatte bin…

Wie gesagt: Spielzeug!

Objekt des Begehrens?

16 Samstag Feb 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

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Gender, Selbstbild, Sexiness, understanding asexuality

Es ist schon eine Weile her, dass ich Artikel angekündigt habe, die von Bogaerts „Understanding Asexuality“ inspiriert sind.

Nun. Hier ist nun einer. Ausgehend vom sechsten Kapitel, das „Sex and Gender“ übertitelt ist – also „Biologisches Geschlecht und Geschlechtsindentität“.

Erst eine Meckerei: obwohl Bogaert explizit feststellt, dass es einen Haufen (d.h. 13%) Asexuelle gibt, die sich weder als weiblich noch als männlich identifizieren, besteht er auf „sie oder er“, obwohl es im Englischen die Möglichkeit des Einzahl-„they“ gibt, das völlig geschlechtsneutral funktioniert. (Seufz.)

So. Und nun zu meinen Überlegungen. Bogaert spekuliert, dass asexuelle Frauen kein „Objekt des Begehrens“-Bewusstsein haben und sich daher weniger feminin verhalten und kleiden:

For example, asexual women may be less feminine in attire, manner and language because they lack (…) object-of-desire self consciousness.

Das erklärt er, indem er das Gegenbeispiel anführt. Heterosexuelle Frauen ziehen laut Studienlage einen großen Teil ihres sexuellen und romantischen Selbstbewusstseins daraus, sich als Objekte des Begehrens wahrzunehmen. Wenn ich das richtig verstehe, folgert er aus der Tatsache, dass asexuelle Frauen nicht begehren und nicht begehrt werden möchten, dass sie sich nicht als „Objekte des Begehrens“ wahrnehmen, und deshalb andere Verhaltensweisen zeigen.

Hm.

Für mich wird andersrum ein Schuh draus, was mit der Sozialisation von Menschenweibchen zusammenhängt.

Hübsche Dinge zu mögen und sich herauszuputzen sind in unserer Gesellschaft weibliche Domänen. Kleine Mädchen werden häufiger für ihre süßen Kleider und ihre schönen Haare gelobt als kleine Jungen. Schlussfolgerung: hübsch sein bringt positive Aufmerksamkeit. Jede_r wird gern gelobt. Und wer sich mal anschaut, wie oft Schauspielerinnen mit ihren Outfits in der Presse sind im Vergleich zu ihren Verdiensten auf der Leinwand…

Wir lernen von klein auf, dass frau gefälligst nett auszusehen hat. Wer nicht hübsch ist, also nicht als „Objekt des Begehrens“ auf dem männlichen Radar auftaucht, muss soziale Konsequenzen fürchten, und hierbei können andere Frauen sehr viel ungnädiger sein als jeder Mann.

Zweitens heißt asexuell ja nicht aromantisch, und bei der Partnersuche ist ein gepflegtes Äußeres nicht unerheblich.

Drittens gibt es anekdotische Beweise – Ninnys Mieder und Strapse in London sind da vermutlich das aufsehenerregendste Beispiel – dass asexuelle Frauen verstehen, mit dem Begehren und der (A)Sexiness zu spielen.

Insofern glaube ich, dass die meisten asexuellen Frauen durchaus wissen, bewusst, oder unbewusst, dass sie potentiell ein Objekt des Begehrens sind. Und dass es bei diesen ganzen unfemininen Verhaltensweisen vielleicht darum geht, möglichst gar nicht  erst auf dem Radarschirm aufzutauchen – dass also das Tragen hochgeschlossener Kleidung, etc. erst aus dem „Objekt des Begehrens“-Bewusstsein erwächst, und nicht andersrum.

Voll klischeehaft

19 Freitag Okt 2012

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Asexualität, Popkultur, Selbstbild, Stereotype, Vorurteile

So, ich hatte ja schon angedroht, dass ich mal ein Thema aus „Understanding Asexuality“ aufgreife.

Und zwar habe ich im dritten Kapitel, einem historischen Abriss, ein paar interessante Betrachtungen bezüglich asexueller, oder wenigstens vermutet asexueller, Figuren gefunden.

Offensichtlich ist die Bandbreite des menschlichen Interesses an sexueller Interaktion den Leuten schon viel eher aufgefallen, als dass es einen Namen dafür gab.

Bogaert bringt zwei ältere Beispiele, die ich aber nicht kenne: Jughead Jones  aus den Archie Comics und Gilligan von Gilligan’s Island. Sowie Sherlock Holmes und Sheldon aus der Big Bang Theory.

Außer bei Sherlock Holmes dient das Desinteresse der Figuren zumeist der Komik.

Bogaerts Meinung nach teilen sich die meisten vermutet asexuellen Figuren in Kindsköpfe und Nerds.

Und zumeist sind das Männer. Das weibliche Gegenstück zum Nerd ist der Bebrillte Bücherwurm (TM ). Offenbar kann man die Bücherwürmer aber nicht in Ruhe asexy sein lassen. Nein, an ihrer vermeintlich kühlen Schulter entzünden sich männliche Fantasien, so dass der Bücherwurm angelegentlich Rettungsaktionen zum Opfer fällt. Und siehe da, sobald man dem Bücherwurm ein paar Kontaktlinsen gegeben hat, verliebt sich das doch eigentlich recht ansehnliche Mädchen in den Quarterback und freundet sich mit den Cheerleadern an. (Ich hab den Filmtitel verdrängt, aber es gib in dieser Manier sicher mehr als einen. Clueless/Ungeküsst haut aber in eine ähnliche Kerbe.)

Wir sehen also: es gibt Klischees über asexuelle Menschen schon länger, als es eine Bezeichnung für uns gibt. Wir kämpfen gegen jahrzehntealte Stereotype, zu denen es nur ein Wort braucht, um sie mit uns zu verbinden.

Weltfremde Naivlinge, gefühlskalte Nerds, Streber ohne Hobbies, und Bibliothekarinnen, die heimlich den Fottballstar lieben.

Fallen wir außerhalb des Klischees, wird uns vielleicht nicht geglaubt. Fallen wir ins Klischee, warten wir eigentlich nur auf den Dornröschenkuss, oder, schlimmer, haben wir ein schlechtes Gewissen, weil wir das Klischee bestätigen.

Ich jedenfalls habe manchmal ein schlechtes Gewissen – ich trage Brille. Ich mag Bücher. Ich bin introvertiert. Ich breche das Klischee nur insofern, als dass nicht mal die beharrlichste Werbung mein Herz aus Eis erweicht. Kontaktlinsen habe ich versucht, aber davon hat sich meine emotionale Landschaft auch nicht geändert. Ich habe nur trockene Augen bekommen.

Noch mehr klischeehaft Asse da draußen?

Von Frauen und Waffen

28 Dienstag Feb 2012

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

ace-moment, Asexualität, Selbstbild, Sexiness

… oder, wie ich in meinem Eröffnungsposting irgendwann geschrieben habe: ich tanze. Orientalisch. Und der Bauchtanz ist laut der Website meiner Trainerin die erotischste Waffe einer Frau.

Außerdem tanze ich Tribal Fusion: weniger Pailletten, weniger anschmiegsam. Ein Stil, der nicht im klassischen Sinne hübsch sein will, sondern selbstbewusst. Nicht, dass die Kostüme und Bewegungen kein suggestives Potenzial hätten, aber ich musste erst letzte Woche von einer Zuschauerin darauf aufmerksam gemacht werden, dass in dem Tanzstil wohl mehr Erotik steckt als ich bislang angenommen hatte. Oder dass gerade, wie bei einer Flamenca, die Unnahbarkeit erst die Erotik macht.

Ich war dann kurzfristig ein bischen geschockt.

Was nun beweist, dass ich über derartige Dinge tatsächlich nachdenken muss. Ich habe natürlich keine Ahnung, inwieweit andere Tänzerinnen darüber nachdenken, welchen Sabber-induzierenden Effekt sie haben, oder ob sie diese Tatsache als gegeben hinnehmen und vielleicht sogar auf ein höheres Speichelaufkommen in hetero- und bisexuellen Männern hinarbeiten.

Es soll auch Männer geben, die ihre Frauen zwar in den Bauchtanzkurs lassen, aber Eifersuchtsanfälle bekommen, wenn die irgendwo was vortanzen sollen. Nachvollziehen kann ich das, musste aber erst auf den Zusammenhang hingewiesen werden.

Jedenfalls bedeutet es für mich einen echten Aufwand, mir über alle wahrscheinlichen Folgen und Ansichten Gedanken zu machen. Vermutlich liegt das an der Tatsache, dass der Mensch immer von sich auf andere schließt. Und da mein Interesse an Sex und Erotik nunmal rein theoretischer Natur ist, geht mir eben oft nicht auf, wie ich auf andere wirke.

Pssst!

11 Mittwoch Jan 2012

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, Sichtbarkeit

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

Asexualität, Coming Out, Eitelkeiten, Selbstbild, Sichtbarkeit

Nach einem eher unerfreulichen Gespräch mit meiner Frau Mama an Dreikönig über das leidige Thema Sichtbarkeit muss ich hier mal ein paar Gedanken dazu äußern. Zumal es nicht das erste jener Art war.

Zugegebenermaßen, mir geht es gut, und schon vor diesem einen Jahr (ich hab demnächst AVEN-Einjähriges!) mit dem neuen Etikett ging es mir nicht schlecht. Keiner hat mich je blöd angemacht, weil ich immer noch „niemanden habe“, auch wenn ich über drei Ecken weiß, dass ich in der Schule mal per Gerücht zur Lesbe gemacht wurde. Ich werde wegen meines Singledaseins tatsächlich eher bevorzugt eingestellt, und hatte deswegen auch bei der Wohnungssuche keine Schwierigkeiten.

Alles hätte überhaupt in Butter sein können, wenn man davon absieht, dass ich die klassische Familiengründung, die meine Mutter wohl noch immer erwartet, ausgelassen hätte.

Und dann gehe ich hin und pappe mir ein Etikett auf und, *ohnmächtig werd* habe die Flagge an meiner Handtasche und meinem Auto, schreibe einen Blog, gehe regelmäßig zu Treffen und hätte auch kein Problem, mich bei irgendeiner CSD/Pride-Veranstaltung zu zeigen. Irgendwann war sogar eine Vereinsgründung im Gespräch, die inzwischen, mal wieder, vertagt wurde. Ich mache also wenig Hehl aus meinem Dasein als Freak.

Aber warum muss ich nun krähen, wo ich doch nicht diskriminiert werde, und wieso sollten wir Asexies überhaupt was für die Sichtbarkeit tun? Wir werden doch nicht verfolgt, und es gibt auch kein Schimpfwort für uns!

Und warum nun ausgerechnet ich?

Ha. Nein, ich werde nicht diskriminiert. Aber ich muss mir von meiner Frau Mama anhören, ob mein Unwille, mich zu verbändeln, nicht doch „irgendwie eine Form von Autismus“ sei. Also, meine Mutter hält mich für falsch im Kopf (die Autisten unter meinen Lesern mögen mir verzeihen), und damit bin ich sicher nicht das einzige Ass, dem es so geht.

Blöd, wenn man sich selbst das dank seiner erfahrenen Andersartigkeit auch schon gefragt hat. Offenbar gibt es also einen gesellschaftlichen Konsens, dass ich krank bin. Einen, den ich verinnerlicht habe. Und deswegen war ich sehr froh, als ich AVEN gefunden habe, und erkannte, dass ich „nur“ zu einer recht kleinen sexuellen Minderheit gehöre.

Warum also krähen? Antwort: damit Leute wie ich sich nicht mehr fragen (lassen) müssen, ob sie krank sind, sondern wissen, dass es eine Anlaufstelle für solche wie sie gibt. Damit ich unglücklichen Menschen ein bisschen was von den Zweifeln ersparen kann, die mich plagen.

Im Moment krähen noch zu wenige Asexies, wie ich finde, zumindest in Deutschland. Und meine Mutter weiß das natürlich, auch wenn sie nicht meint, dass es zu wenige sind. Nur, dass ich eben krähe, während andere still sind und lieber nichts sagen.

Sie versteht nicht, dass es ein Privileg ist, krähen zu können. Es heißt, dass sie mich zu einem relativ selbstbewussten, offenen Menschen erzogen hat, und dass mein Umfeld sehr tolerant ist. Ich empfinde es geradezu als Verpflichtung, etwas für die Sichtbarkeit zu tun, da ich es eben nun mal kann, und da ich außerdem etwas von dem Guten, das ich erfahren habe, zurückgeben möchte.

Der Aktivist scheint mir zudem ein bisschen im Blut zu stecken – meine Mutter engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich, gehörte mit meinem Vater zu den Gründungsmitgliedern eines örtlichen Service-Clubs, und muss sich derzeit selbst zurückhalten, um sich nicht wieder in einem zweiten Verein zum Vorstand wählen zu lassen.

Und so jemand wirft mir vor, dass ich hier nur krähe, weil ich eine Selbstdarstellerin bin, die unbedingt Aufmerksamkeit braucht. Eine Hundertfünfzigprozentige, die ihr Ego gestreichelt haben will.

Ich werde nicht leugnen, dass ich Publikum mag. Ich habe verhältnismäßig wenig Schwieirgkeiten, mich irgendwo auf ein Bühne zu stellen und was zu machen, für das ich nachher Applaus bekomme. Ich bin eitel, ohne Frage.

Dennoch. Ich sehe es mal lieber so: ich tue mehr als der Durchschnitt. Der deutsche asexuelle Durschnitt ist, gemessen an dem, was es im englischsprachigen Netz zu sehen gibt, extrem niedrig angesetzt. Insofern hebe ich also den Durchschnitt…

… und ich sage mal, gemessen an den Reaktionen, die ich so im Durchschnitt auf einen Blogpost bekomme, ist dieser Wunsch, mein Ego gestreichelt zu bekommen, ja wohl zu Scheitern verurteilt.

Ohne bereits vorhandenes Selbstbewusstsein hätte ich schon längst das Handtuch geworfen, oder mich nach dem unschönen Artikel in der Apotheken-Umschau online in ein Loch verkrochen, um meine Wunden zu lecken. Aber aus der Richtung zu schauen ist wohl irgendwie unbequemer.

Narben

23 Mittwoch Nov 2011

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

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Schlagwörter

Narben, Selbstbild, Sexiness

Nachdem ich in meiner letzten Durchsage auf mein „unfreiwilliges Branding“ hingewiesen habe, dachte ich, dass das eigentlich ein komplettes Posting wert ist.

Um ausführlich zu sein: ich habe seit April eine arabeskenförmige, hellbraune, flache Narbe auf meinem rechten Unterarm und Handrücken, weil ich Nuss trotz aller Berichte darüber nicht nachgefragt habe, welche Farbe das Henna hatte, mit dem ich mich da verzieren ließ. Jedenfalls gab schwarzes Henna plus intensive Sonneneinstrahlung zehn Tage später dicke Brandblasen, und nun habe ich die Narbe.

Ich habe noch mehr Narben, die meisten davon nicht sichtbar. Insgesamt nichts, was mich irgendwie entstellen würde, aber durchaus vorhanden.

Jedenfalls passiert es mir gelegentlich, dass die sichtbaren Narben auffallen, und ich dann bemitleidet werde. Der gewöhnliche Zuschauer hat ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie schrecklich es sein muss, so rumzulaufen.

Ich laufe so rum, und mir ist es herzlich wurst. Ich bin mir sicher, dass mir größere Narben, oder solche, die die Funktion einschränken, nicht wurst wären, aber offenbar zählt das, was ich da rumschleppe, anderen schon als große Narbe.

Witzigerweise würde ich mich als eitel beschreiben. Ich lege durchaus Wert auf mein Äußeres. Aber die Narben habe ich irgendwie in mein Selbstbild assimiliert, und, wie schon gesagt, machmal gebe ich auch damit an.

Bei einer anderen OP-Narbe, die längst verblasst ist, war mir denn damals auch der größte Aufreger, dass die Stiche keine regelmäßigen Abstände hatten, und die Narbe demnach assymetrisch war.

Ich frage mich manchmal, ob das irgendwie daran liegt, dass ich nicht im klassischen Sinne attraktiv sein will. Ich suche keinen Sexpartner, und mache mich für keinen solchen hübsch, den ich behalten will – ich muss und will also nicht sexy sein.

Trotzdem sehe ich manchmal so aus als ob. Ich zeige kein Bein, aber bin durchaus mit tiefen Ausschnitten und engen Sachen unterwegs.  Ich will stark, unabhängig, geheimnisvoll aussehen. Vielleicht will ich auch auffallen. Je nach Laune.

Sexy scheint da irgendwie inbegriffen, zumindest für Leute, die nicht ich sind.

Ich frage mich, ob diese Diskrepanz zwischen dem, wie ich wahrgenommen werde, und dem, als das ich wahrgenommen werden möchte, dieses Mitleid wegen meiner Narben verursacht.

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