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Nun ist schon wieder Dezember… da alle Welt hierzulande die legendäre Geburt eines Kindes feiert oder die entsprechende Bibelstelle zumindest als Entschuldigung nutzt, um zu feiern, nehme ich das mal zum Anlass, mir über meine eigene Kinderlosigkeit Gedanken zu machen.
Ich habe keine Kinder, was mich kinderlos macht. Das Englische kennt noch den Begriff „childfree“ – kinderfrei, was impliziert, dass diejenige Person nicht nur keine Kinder hat, sondern auch nie welche wollte oder welche will.
Da ich in einer Beinahe-Bilderbuchfamilie aufgewachsen bin, bin ich jahrelang davon ausgegangen, dass ich diese Tradition fortsetzen würde.
Das erste, was ich dabei völlig ignoriert habe, ist die Tatsache, dass ich eigentlich keine Kinder mag. Ich verstehe Kinder nicht.
In Gegenwart fremder Säuglinge oder kleiner Menschen, die hinter ihren Eltern herstolpern, breche ich selten in ein „süß“ oder „ist das herzig“ aus, selbst wenn sie es eigentlich sind.
Kinder sind manchmal süß, aber immer, per definitionem laut, dreckig und Frühaufsteher.
Für so Nachteulen wie mich, die auch noch eine Migräneneigung mit rumschleppen und an manchen Tagen das Geräusch nicht ertragen, das Münzen machen, wenn sie in eine Kasse fallen, ist das irgendwie von Nachteil.
Außerdem bin ich tendenziell unordentlich. Allein darüber nachzudenken, was ich alles aufräumen müsste, damit ein Kleinkind in meiner Wohnung nichts zerlegt oder auf den Schädel bekommt, verursacht mir leichte Kopfschmerzen, von den Steckdosen und Kabeln ganz zu schweigen.
Gesetzt den Fall, ich würde es schaffen, mir ein Kind zuzulegen, wäre es eins, mit dessen Vater ich nicht zusammenlebe, ergo: ich müsste alleinerziehen.
Das ist keine schöne Aussicht für mich – ich arbeite gegenwärtig 30 Stunden pro Woche in meinem Hauptberuf, wovon sich zugegebenermaßen bei zurückgeschraubten Urlaubsfahrten, mehr Bücherausleihen und Auto-Downsizing mit zwei Personen ordentlich leben ließe.
Nebenher widme ich noch etwa 12 Stunden in der Woche meinem Geschreibsel. Das ist mir wichtig, und ich werde grantig, wenn ich nicht dazu komme, und sich die Ideen aufstauen.
Nun muss man natürlich auch Zeit aufwenden, um Kinder großzuziehen… was bedeutet, dass ich in anderen Bereichen zurückstecken müsste. Da das Geschreibsel im Moment bestenfalls Ruhm einbringt, und das auch nur in kleinen Kreisen, wäre es das erste, was aus praktischen Erwägungen für mindestens ein paar Jahren dran glauben müsste.
Diese Vorstellung erfüllt mich mit Unbehagen. Ich habe ehrlich Bedenken, dass ich so ein Kind deswegen hassen könnte.
Und so lange, wie ich dieses Dilemma nicht gelöst habe, kann ich keine ernsthaften Pläne machen, meine Gene weiterzugeben. Auch wenn ich meinen Gensatz nicht so furchtbar schlecht finde, ist dieses vage „wäre irgendwie schade“-Gefühl kein Grund, einen neuen Menschen in die Welt zu setzen.
Um mit Caitlin Moran zu sprechen: ein Kind ist kein Designer-Kleidungsstück im Ausverkauf, das man kauft, weil man es später noch gebrauchen könnte, und es eine einmalige Gelegenheit ist, wirklich, obwohl das Teil eine Größe zu klein ist… nächsten Sommer nehme ich ganz bestimmt ab…
Man kann bereuen, keine Kinder zu haben. Ich habe mir sagen lassen, dass es auch Frauen gibt, die bereuen, welche zu haben.
Insofern habe ich vermutlich in jedem Fall gewonnen, oder verloren, je nachdem, wie man es sieht, und was einem persönlich am wichtigsten scheint. Derzeit bin ich jedenfalls kinderlos, und nicht unglücklich darüber.