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Der Torheit Herberge

~ Asexualität, das Leben und der ganze Rest

Der Torheit Herberge

Schlagwort-Archiv: Gastbeiträge

Ace-sops Fabel: Die graue Füchsin und die Drachin

03 Mittwoch Sept 2014

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, Queeres

≈ 5 Kommentare

Schlagwörter

Bingo!, Coming Out, Fabeln, Gastbeiträge, The Dragon and the Fox

Fiammetta hatte eine englischsprachige Fabel von the Dragon and the Fox verlinkt, und die fand ich so gut, dass ich sie gleich mal übersetzen musste, nachdem mir freundlicherweise die Genehmigung erteilt wurde.

Ein Text für alle, deren Identität schon mal bestritten wurde, unabhängig von Gray-Asexualität:

 

Die Geschichte von der Grauen Füchsin und der Drachin

Es war einmal eine kleine graue Füchsin, die gerne im Wald spazieren ging. Als sie eines Tages so spazierte, traf sie einen roten Fuchs, und die beiden wanderten gemeinsam und unterhielten sich zunächst angenehm miteinander.

Als das Gespräch schon eine Weile dauerte, fragte der rote Fuchs die Graue: „Bitte verzeih die Frage, aber welche Farbe hat dein Fell? Ich habe diese Schattierung bisher noch an keinem Fuchs gesehen.“

Die graue Füchsin antwortete: „Mein Fell ist grau, wie du siehst.“

Der rote Fuchs dachte darüber eine Weile nach, und sagte endlich: „Ich habe viele Füchse getroffen, aber niemals einen mit grauem Fell. Bist du vielleicht eine alte Füchsin, deren ehemals rotes Fell grau geworden ist?“

„Nein“, antwortete die graue Füchsin, „ich bin eine junge, graue Füchsin.“

„Ich habe schon von vielem gehört, aber noch niemals von einem grauen Fuchs“, sagte der rote Fuchs. „Vielleicht bist du weiß, und dein Fell ist vom Staub grau geworden.“

„Nein“, antwortete die graue Füchsin. „Mein Fell war schon immer grau.“

Der rote Fuchs schüttelte seinen Kopf. „Ich bezweifle, dass irgendein Fuchs graues Fell hat. Füchse können rot oder weiß oder braun oder sandfarben sein, aber noch nie gab es einen grauen Fuchs.“

Daraufhin hielt die graue Füchsin an, setzte sich hin und heulte traurig. Die Füchs*innen hörten den Schlag großer Schwingen, der immer lauter und lauter wurde, bis eine Drachin mit wilden Brüllen vom Himmel herabstieß.

Kurz beschrieb die graue Füchsin der Drachin das vorangegangene Gespräch mit dem roten Fuchs. Die Drachin wendete ihren glühenden Blick dem roten Fuchs zu, und grollte: „Ich kenne diese Füchsin gut, und ihr Fell war schon immer grau. Sie ist eben einfach so. Warum akzeptierst du dies nicht?“

Der rote Fuchs, der sein Fell vor Angst gesträubt hatte, stammelte: „Bitte tu mir nichts, mächtige Drachin. Ich kenne viele Füchs*innen und bin unter den Hohen meines Volkes. Wenn du mich freilässt, werde ich dir als Gegenleistung einen Schatz für deinen Hort geben.“

„Nein“, antwortete die Drachin. „Ich habe kein Interesse an Schätzen, und habe keinen Hort. Ich möchte nur meiner Freundin, der grauen Füchsin, helfen.“

Der rote Fuchs war verblüfft, und fuhr fort: „Aber ich möchte dich besänftigen, große Drachin, und es ist allgemein bekannt, dass jede*r Drachen Reichtümer von allen Dingen am höchsten schätzt. Ich biete dir Reichtümer an, so viele ich finden kann, als Gegenleistung für meine Sicherheit.“

Die Drachin, unbeeindruckt von diesem Bestechungsversuch, antwortete: „Roter Fuchs, du täuschst dich über das Drachenvolk. Nicht alle von uns begehren Reichtümer, und ich am allerwenigsten. Als Gegenleistung für deine Sicherheit bitte ich dich, bei der grauen Füchsin um Verzeihung zu bitten, und ihr zu erlauben, ihren Weg fortzusetzen.“

Als der rote Fuchs das hörte, zeigte er offen seine Verachtung und trumpfte auf: „Dann bist du gar keine Drachin! Ich habe noch nie von einem Drachen gehört, der keine Reichtümer begehrt, denn das ist eine angeborene Eigenschaft aller Drachen, und die bestimmende Eigenschaft eines Drachens. Ich kann mir einen solchen Drachen nicht einmal vorstellen!“

Daraufhin wurde die Drachin wütend, und ließ einen Feuerstrahl in Richtung des roten Fuchses los. Er jaulte und rollte sich auf dem Boden umher, um seinen brennenden Pelz zu löschen. Nachdem die Drachin das eine Weile mit Genugtuung betrachtet hatte, stolzierte sie in den Wald.

Die graue Füchsin drehte sich um, ihrer Freundin, der Drachin, zu folgen, warf dem roten Fuchs einen letzten Blick zu und bemerkte: „Vielleicht wirst du eines Tages lernen, dass es mehr Dinge auf der Welt gibt, als du gesehen hast, oder von denen du gehört hast, oder als du dir vorstellen kannst.“

Woraufhin die Drachin hinzufügte: „Vielleicht wirst du eines Tages lernen, dass ein Drache ein Drache bleibt, und wenn du es noch so bestreitest.“

Fremdgegangen: Gastartikel bei der Weltenschmiede

24 Sonntag Aug 2014

Posted by Carmilla DeWinter in LGBT, Queeres, Sichtbarkeit

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Schlagwörter

Autorendasein, Gastbeiträge, Gender

Die DeWinter hat viel zu erzählen, und da im Zuge des Weltengeflüsters bei der Weltenschmiede ein englischer Artikel über genderneutrale Pronomen landete, war ich so vorlaut, das ganze auf Deutsch mal für Anfänger*innen zusammenzufassen.

Das Ergebnis ist hier.

 

Gastpost: 8 Dinge, die du niemals zu Asexuellen sagen solltest

20 Sonntag Jul 2014

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, Sichtbarkeit

≈ 9 Kommentare

Schlagwörter

Bingo!, Gastbeiträge, Sichtbarkeit, Vorurteile

Via der Datenkrake kam ein Link reingeschneit, den Sarah Jean Jost freundlicherweise übersetzte, und dessen Inhalt ich euch nicht vorenthalten will, da es meinem Bingo noch ein, zwei neue Aspekte abgewinnt.

Originalpost hier, von Kirstin Kelley. Veröffentlichung mit Genehmigung der Übersetzterin, nach Rechtschreib- und Grammatikprüfung, sowie einer Versehung mit *.

Thanks, Sarah Jean!

 

8 Dinge, die du niemals zu Asexuellen sagen solltest


Vor einiger Zeit habe ich einen Bericht über meine eigenen Erfahrungen als asexuelle Person veröffentlicht. Viele Leute, die asexuell sind, würden sich wünschen, dass die breite Masse ein bisschen mehr vor allem darüber wüsste, was man nicht zu einem Asexuellen sagen sollte. Also habe ich mit der AVEN-Gemeinschaft Kontakt darüber aufgenommen, was die nervigsten, frustrierendsten oder beleidigendsten Reaktionen darauf waren, dass sie sich als asexuell geoutet haben. Folgende Reaktionen wurden am häufigsten genannt:

 

1. „Herausforderung angenommen!“

Das ist meiner Meinung nach das Schlimmste! Bestenfalls ist das ein Witz, der unserer Identifizierung als asexuell die Rechtfertigung abspricht und der uns unsicher macht, wie wir auf sie reagieren sollen. Schlimmstenfalls ist sie geprägt von einer Vergewaltigungskultur und voll von bedrohlicher Sprache! Die Idee einer „Vergewaltigung, die eine*n wieder auf den richtigen Weg bringt“ ist eine reale Bedrohung für Mitglieder der LGBT-Gemeinde und der asexuellen Gemeinschaften. Es gibt wirklich Menschen, die davon überzeugt sind, dass eine Vergewaltigung das „Problem“ löst, indem das Opfer den Übergriff genießt. Solche Dinge kommen vor, und damit bedroht zu werden, ist Furcht einflößend.

 

2. „Woher weißt du das, wenn du es nie versucht hast?“

Das ist meist gut gemeint, aber es ist schwer, damit umzugehen, weil es eine*n in die Defensive treibt. Wir wissen es genauso, wie du wusstest, dass du an Sex Interesse hast! Wir haben dieses spezielle Interesse einfach nie entwickelt. Asexuelle sind in unterschiedlichem Ausmaß an Sex desinteressiert, von wenig Interesse bis zur extremen Abneigung, aber egal, wo wir uns einordnen, wir fühlen es instinktiv und wissen es einfach.

 

3. „Keiner wird mit dir zusammen sein wollen, wenn du nicht bereit bist, Sex zu haben!“

Ernsthaft? Bestimmt die Frage, ob ich bereit bin, Sex zu haben, meinen Marktwert als mögliche*r Partner*in? Mit jemanden, di*er so über meine Asexualität denkt, möchte ich sowieso nicht zusammen sein! Außerdem gibt es eine Bandbreite von unterschiedlichen Meinungen, die Asexuelle zum Thema Beziehung haben. Ich zum Beispiel wünsche mir eine Beziehung, andere legen keinen Wert auf diese Art von Nähe und sind aromantisch!

 

4. „Gib nicht auf, nur weil du eine schlechte Erfahrung gemacht hast!“

Wer hat etwas von einer schlechten Erfahrung gesagt? Manche Menschen, die negative sexuelle Erlebnisse gehabt oder sogar Missbrauchserfahrungen gemacht haben, sind asexuell, ein Teil von ihnen sind aber auch sehr sexuell. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun! Wenn jemand, den mensch kennt, asexuell ist, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass si*er in irgendeiner Form Opfer von sexueller Gewalt geworden ist, und ehrlich gesagt geht eine*n das auch nichts an, es sei denn, das Opfer teilt sich einer*m mit!

 

5. „Aber was ist mit Heiraten und Kinderkriegen?“

Meine Wünsche und Vorstellungen zur Familienplanung haben nichts mit meiner Asexualität zu tun! Für die Aromantiker stellen Ehe und Kinder oft keine Option dar (obwohl jede Erfahrung individuell ist), aber die romantischen Asexuellen haben verschiedene Möglichkeiten. Zuerst: Wenn wir Sex zum Zwecke der Fortpflanzung haben wollen, können wir das durchaus, manche Asexuelle haben sich für diese traditionelle Art des Kinderkriegens entschieden. Andere entscheiden sich vielleicht für eine Adoption oder künstliche Befruchtung. Viele Asexuelle haben außerdem verständnisvolle Ehepartner, die vielleicht sogar selbst asexuell sind.

 

6. „Du kannst ja gar nicht asexuell sein, du hattest Sex mit …!“

Erst mal vielen Dank dafür, dass du ein Auge auf alle meine Entscheidungen hast! Ich weiß nicht, ob ich einen genauso guten Überblick über mein Leben habe wie du! Nur weil ich in der Vergangenheit Sex hatte, heißt das nicht, dass Sex für mich in der Gegenwart irgendwie attraktiv ist, oder dass er es in der Vergangenheit war. Viele Asexuelle haben aus den verschiedensten Gründen Sex. Manche glauben, dass sie Sex ausprobieren sollten, bevor sie sich als asexuell identifizieren, andere tun es, um ihren Partner glücklich zu machen! Einige sind in einer oder mehreren Phasen ihres Lebens asexuell. Egal, was die Gründe sind: Aus den Handlungen einer Person kann man nicht unbedingt auf ihre Gefühle schließen.

 

7. „Du meinst wohl, du lebst im Zölibat!?“

Diese Reaktion ist am wenigsten frustrierend für mich, denn sie ist meistens das Resultat eines ernsthaften Versuches, meine Erfahrungen zu verstehen. Viele Menschen verwechseln Asexualität und im Zölibat leben, weil beides von außen oft gleich aussieht. Aber es gibt einige wesentliche Unterschiede: Jemand, der im Zölibat lebt, hat sich aus irgendeinem Grund entschieden, ohne Sex zu leben, aber si*er hat dennoch das Bedürfnis nach Sex. Ein*e Asexuelle*r hat vielleicht Sex, hat aber nicht das gleiche Bedürfnis nach Sex, dass die meisten Menschen haben.

 

8. „Das ist nur eine Phase!“

Es ist zwar richtig, dass sich die Sexualität eines Menschen im Laufe seines Lebens verändern kann, aber das ist nicht bei allen Menschen der Fall, und vielleicht auch nicht bei dem Menschen, mit dem mensch gerade redet! Asexualität ist eine sehr komplizierte, sehr reale Erfahrung, die eine große Herausforderung an di*en Asexuelle*n stellt. Statt von oben herab auf uns einzureden, könnten wir verständnisvolle Unterstützung gebrauchen – unabhängig davon, ob wir vielleicht irgendwann wieder ein Interesse an Sex entwickeln!

 

—

Noch Ergänzungen?

Gastbeitrag: Coming Out

11 Freitag Okt 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, Queeres

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

Asexualität, Coming Out, Coming Out Day, Gastbeiträge, Romantische Orientierung

Gedanken zum Thema „Coming Out“

von Fiammetta

Am 11. Oktober ist Coming Out Day; ein Anlass, sich über das Thema des „aus-dem-Schrank-Kommens“ Gedanken zu machen und sich dazu zu äußern.

Ich persönlich kann zum Thema Outing jede Menge erzählen, da ich den Prozess nicht weniger als dreimal durchgemacht habe. Warum so oft?

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, war ich als Jugendliche (und sogar schon als Kind) an Frauen interessiert, war von ihrer Schönheit, ihrer Ausstrahlung und ihrem musikalischen Talent bezaubert. Da ich in einem recht aufgeklärten und toleranten Umfeld aufwuchs, kannte ich relativ früh den Begriff „lesbisch“ und bezog ihn auf mich. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich mich zum ersten Mal gegenüber einer anderen Person so bezeichnete, es muss im Alter von 12 Jahren gewesen sein, vielleicht sogar noch früher.

Etliche Jahre später gewann zu meiner großen Verblüffung ein junger Mann mein Herz. Die Bezeichnung „homosexuell“ passte also doch nicht so recht auf mich. Dass es mit „hetero-“ und „bi-“ alternative Vorsilben gab, wusste ich – aber was war mit dem zweiten Teil des Wortes? „-sexuell?“ Sexuelle Aktivitäten konnte ich mir mit meinem Traumprinzen nicht vorstellen und weiteres Nachdenken brachte die Erkenntnis, dass mein Interesse an Frauen auch nie sonderlich sexuell gewesen war. Zu meinem Glück stieß ich Anfang 2007 (das deutsche Forum war damals gerade einmal zwei Jahre alt!) auf den Begriff „asexuell“ und die asexuelle Gemeinschaft und die Möglichkeiten der Selbstbezeichnung hatten sich mit einem Mal vermehrt. Dies bedeutete aber noch keineswegs, dass ich sofort allen Leuten davon erzählen wollte. Erst einmal brachte ich nach und nach das Wissen derjenigen, bei denen ich mich zuvor als lesbisch geoutet hatte, bezüglich der Vorsilbe auf den neuesten Stand, sagte ihnen, ich sei doch eher bi. Die Leute nahmen dies größtenteils ohne weitere Kommentare zur Kenntnis.

Mehr als zwei Jahre, nachdem ich die asexuelle Community entdeckt hatte, war ich mir dann sicher, dass dies das richtige „Etikett“ für mich war. Ich wollte anderen gern davon erzählen, aber die Sache gestaltete sich schwieriger als die zwei Male davor. Es reichte nun nicht mehr aus, ein Wort in den Raum zu werfen, damit alles klar war – ich musste zusätzlich zu meinem Outing erst einmal erklären, was Asexualität überhaupt bedeutete und mich Vorurteilen stellen („Kann es nicht sein, dass Asexuelle einfach nur Angst haben?“).

Mittlerweile wissen alle mir nahestehenden Menschen von meiner sexuellen Orientierung und haben sie größtenteils akzeptiert; Bedarf, über das Thema zu sprechen, besteht so gut wie keiner mehr. Insgesamt habe ich sicher „Glück gehabt“, muss aber sagen, dass es mir wesentlich leichter fällt, über meine romantische Orientierung (also „bi“) zu sprechen als über die Asexualität – von der Vorsilbe wissen wesentlich mehr Menschen als vom Rest. Dass man Männer und Frauen mag, kann man nebenbei einfließen lassen, während ein Outing als asexuell so gut wie immer einen Kurzvortrag erfordert.

Manchmal frage ich mich, wie mein Leben in Hinblick auf die „Selbstetikettierung“ verlaufen wäre, wenn ich von der Option „asexuell“ von Anfang an gewusst hätte, so wie ich schon als Kind von der Existenz von Homo- und Bisexualität wusste. Hätte es mir als Jugendliche früher auffallen können, dass meine Phantasien über weibliche Wesen bei innigen Umarmungen endeten und es mich wenig interessierte, wie die jeweilige Angebetete nackt aussah? Ich kann darüber nur Vermutungen anstellen.

Das asexuelle Coming Out findet bei vielen Menschen erst spät statt, da sie ganz einfach jahre- und jahrzehntelang nicht wissen, zu welcher Gruppe sie gehören, obwohl sie oft spüren, dass die gängigen „Schubladen“ hetero, homo etc. nicht oder nicht ganz passen. Wenige haben den Mut, ohne eine Community im Rücken anderen von ihrer „Andersartigkeit“ zu erzählen, ihr Empfinden zu beschreiben. Und auch nachdem sie einen Namen für dieses Empfinden sowie Menschen, die ähnliches beschreiben, gefunden haben, bleibt die Sache schwierig, da es wie erwähnt mit einem einfachen „übrigens, ich bin asexuell“ meistens nicht getan ist und weitere Erklärungen nötig sind. Nicht heteroromantische Asexuelle (oder solche, die sich von dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht nicht angemessen beschrieben fühlen) haben in ihrem Leben häufig mehr als ein Coming Out und das Sprechen über die eigene asexuelle Orientierung wird von vielen als der schwerste Schritt empfunden.

Der Coming Out Day betrifft auch uns, aber die Dinge liegen etwas anders als bei anderen GSM (Gender and/or Sexuality Minorities). Nichtsdestoweniger wünsche ich euch allen einen wunderschönen 11. Oktober – ganz gleich, welcher(n) Minderheit(en) ihr angehört und mit wie vielen Menschen ihr schon darüber gesprochen habt.

Gastbeitrag: „Die wollen doch alle bloß das Eine!“

11 Sonntag Aug 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

Asexualität, Gastbeiträge, Stereotype, Vorurteile

„Die wollen doch alle bloß das Eine!“ – Vorurteile Asexueller gegen Sexuelle

 von: Fiammetta

Über Vorurteile gegen asexuelle Menschen habe ich vor vielen Monaten etwas geschrieben; hier kommt nun sozusagen die Kehrseite der Medaille: meine Gedanken zu Vorurteilen, die asexuelle Menschen gegen die sexuelle Mehrheit hegen.

Wenn ich mich in den AVEN-Foren tummle, stoße ich oft auf sie – pauschale Aussagen über sexuelle Menschen, die meiner Meinung nach nicht uneingeschränkt zutreffen, nicht gerecht oder gerechtfertigt sind. Sicherlich sind sie oft vor dem Hintergrund schlechter Erfahrungen verständlich, die dier schreibende User_in mit einer oder mehreren sexuellen Personen gemacht hat. Außerdem ist zu beobachten, dass Menschen, die die eigene Asexualität und die Foren erst vor Kurzem entdeckt haben, häufig das Bedürfnis verspüren, ihrem Herzen erst einmal Luft zu machen, allen negativen Gedanken über Sex Ausdruck zu verleihen, die sie vorher nie zu äußern gewagt haben („detoxing„). Ein wenig unglücklich machen mich diese Aussagen dennoch jedes Mal.

Weiterlesen →

Gastbeitrag: Darf ein_e Asexuelle_r homophob sein?

26 Dienstag Feb 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, LGBT, Queeres

≈ 8 Kommentare

Schlagwörter

Asexualität, Gastbeiträge, LGBT, LGBT-ally

Gedanken zu Asexualität und LGBT *

von Fiammetta

In unserem Nachbarland Frankreich wird derzeit darüber verhandelt, ob die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet werden sollte (die seit 1999 bestehende Möglichkeit, einen Pacte Civil de Solidarité, kurz PACS einzugehen, stellt einen noch kümmerlicheren Ersatz als die eingetragene Lebenspartnerschaft in Deutschland dar). Rechte, konservative und christliche Gruppen haben in den vergangenen Wochen mit Demonstrationen gezeigt, dass sie von der Aussicht auf eine entsprechende Gesetzesänderung nicht begeistert sind; Befürworter der „Ehe für alle“ (mariage pour tous) reagierten mit Gegendemonstrationen. Das Thema beschäftigt im Sechseckland die Gemüter und sorgte auch in einem Thread im französischen AVEN-Forum für Diskussionen: Ein Forumsmitglied rief zur Teilnahme an einer Demonstration für das neue Gesetz auf, andere erklärten, gegen die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu sein, das Gespräch kam auf Adoption und künstliche Befruchtung (nach dem neuen Gesetz soll für zwei Männer oder zwei Frauen ersteres möglich sein, letzteres jedoch nicht)… usw. usf.

Warum ich das erzähle? Ihr sollt es erfahren. Als ich die Diskussion im französischen Forum las, wunderte ich mich, dass sich da asexuelle Menschen gegen LGBT-Rechte aussprachen. Für mich ist das ein Widerspruch – aber offensichtlich nicht für jeden. Ich begann darüber nachzudenken, warum es für mich so selbstverständlich ist, stets auf der Seite von LGBT zu stehen, egal ob es nun um die Öffnung der Ehe in Europa oder um Entkriminalisierung in Afrika geht.

Die einleuchtendste Erklärung ist wohl die Tatsache, dass ich mich selbst jahrelang als lesbisch definiert habe. Als junges Mädchen sah ich meinen Platz klar unter dem sechsfarbigen Regenbogen und bezeichne mich noch heute als biromantisch, obwohl ich seit Jahren in keine Frau mehr verliebt war und nie eine Beziehung mit einer Frau hatte. Die Erinnerungen an das Herzklopfen, das gewisse Damen bei mir auslösen konnten, gehören zu mir und bewirken, dass ich mich einer französischen Aktivistin, die ihre Lebensgefährtin endlich heiraten möchte, oder einer aufgrund ihrer Orientierung von der Todesstrafe bedrohten Uganderin nahe und verwandt fühle.

Dann habe ich mehrere homosexuelle Freunde und Freundinnen. Als mein Lieblingskommilitone in einem thüringischen Schlösschen „ja“ zum Mann seines Herzens sagte, war ich ebenso freudig bewegt wie ein knappes Jahr später, als eine Schulfreundin in einer Potsdamer Kirche dem Vater ihres Sohnes ewige Treue schwor. Und Liebesglück und Liebesleid meiner lesbischen Freundinnen unterscheiden sich für mich in keiner Weise von dem, was meine restlichen Freundinnen mit Männern erleben.

Außerdem unterstütze ich seit vielen Jahren Amnesty International und LGBT-Rechte gehören zu den Menschenrechten. Als Argentinien die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnete, erfuhr ich dies aus dem Amnesty Journal und auch über Verfolgung und Diskriminierung von LGBT wird in diesem Blatt immer wieder berichtet.

Und ja, ich bin der Meinung, dass auch Asexuelle ihren Platz in der „Buchstabensuppe“ haben (ich halte CSDs u.Ä. für einen geeigneten Rahmen, um auf unsere Orientierung aufmerksam zu machen, aber das ist ein anderes Thema, auf das Carmilla schon vor vielen Monaten eingegangen ist). Queere Medien und Organisationen sind in der Vergangenheit mehrfach auf uns zugekommen – man denke nur an die Preziöse, auf deren erste Ausgabe ich sehr gespannt bin! – , was mich jedes Mal sehr gefreut hat. Für mein Gefühl sitzen wir als sexuelle Minderheiten alle im gleichen Boot und sollten einander respektieren und unterstützen.

Jedoch… Bin ich wirklich so eine gute ally**  wie ich glaube oder wie ich sein möchte? Nachdem man L, G und B herausgefischt hat, ist der Suppentopf noch lange nicht leer! Ich muss gestehen, dass der Buchstabe T wie trans* für eine Zutat steht, die mir recht exotisch erscheint (allerdings bin ich dabei, mich mit dem Thema vertrauter zu machen). Und dann gibt es ja auf dem Gebiet der Geschlechtsidentität noch so viel mehr als cis und trans und hier fühle ich mich noch ziemlich verloren. Dass sich jemand z.B. vollkommen geschlechtslos fühlt, ist für mich so unendlich schwer vorstellbar und ich habe hier auch Probleme mit der Terminologie – ist neutrois, genderqueer und agender das gleiche oder gibt es da einen Unterschied? (Falls jemand dies liest, di_e_r es mir erklären kann, bitte ich darum). Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob ich hoffnungslos altmodisch bin, weil ich, wenn ich um mich blicke, Männer und Frauen sehe. Das Geschlecht als nebensächlich zu betrachten will mir einfach nicht gelingen. Wie weiter oben erwähnt bezeichne ich mich als biromantisch und ab und zu habe ich mir schon die Frage gestellt, ob das nicht „überholt“ sei und man panromantisch sein „müsste“. Ich gestehe es: An manchen Tagen fühle ich mich von der queeren Welt, in der ich mich doch eigentlich so gern bewege, überfordert und verunsichert, manche Dinge verstehe ich nicht, mit anderen kann ich mich nicht identifizieren. Muss ich mich in die Ecke stellen und schämen?

Ein Trost war es mir, als eine lesbische Freundin mich vor ein paar Monaten fragte, was denn die Vorsilbe pan- bedeute; wenn ich dumm bin, bin ich damit zumindest nicht allein. Und dann helfen mir meine eigenen Verständnisschwierigkeiten und meine eigene Unsicherheit dabei, mich ein wenig in sexuelle Menschen zu versetzen, denen es schwer fällt, Asexualität zu verstehen. Nicht alle dumm klingenden Fragen sind böse gemeint und manch einer braucht einfach eine Weile, um sein Weltbild zu erweitern.

Vielleicht kann einfach nicht jeder alles begreifen – aber informieren kann man sich immer und ich finde, das sollte man auch tun.

Hier ein wenig Material:

(Größtenteils) deutschsprachiger YouTube-Kanal eines jungen Transmannes, von dem ich einiges über das T in LGBT gelernt habe: http://www.youtube.com/user/settingnoahfree

Infos zur möglichen Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in Frankreich (pro-Gleichheit, in französischer Sprache): http://lemariagepourtous.info

Internetseite von Queeramnesty, der Gruppe von Amnesty International Deutschland, die sich für LGBT-Rechte weltweit einsetzt: http://www.mersi-amnesty.de

*  Ich verwende in diesem Artikel die weit verbreitete Abkürzung LGBT. In der Länge von LGBTQIAxxx verheddere ich mich und GSM (Gender and / or Sexuality Minority) ist für mich noch zu ungewohnt und neu.

** Anmerkung der Herausgeberin: ally = Allieerte_r, Verbündete_r. Spricht sich „ällai“

Gastbeitrag: Vorurteile mal anders

06 Sonntag Jan 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Asexualität, Fiammetta, Gastbeiträge, Stereotype, Vorurteile

Anmrkung der Herausgeberin: es ist schon interessant, was bei unterschiedlichen Menschen von den gleichen Gesprächen hängenbleibt.

Insofern ist es mir eine Ehre und ein Vergnügen, einen Gastbeitrag von Fiammetta vorzustellen. Fiammetta lebt in Berlin und hat hauptberuflich mit Sprachen zu tun. (Merci bien, grazie tanto & alf shukr!)

—

Dass Asexuelle viel zu oft als krank oder gestört abgestempelt werden, ist bekannt. Dass wir darüber nicht erfreut sind, ist leicht vorstellbar. Ungebetene Diagnosen haben selten jemanden begeistert.

Nun existieren verschiedene Arten von Vorurteilen und wenn man bestimmten Personengruppen pauschal Schlechtes unterstellen kann, ist es umgekehrt genauso möglich, dass man sie für überlegen hält. Auch Asexuelle werden ab und an mit positiven Vorurteilen konfrontiert und zu einigen davon, die mir bereits häufiger begegnet sind, möchte ich mich hier äußern. Weiterlesen →

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