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Der Torheit Herberge

~ Asexualität, das Leben und der ganze Rest

Der Torheit Herberge

Schlagwort-Archiv: mein Ace-Sprech gehört mir

Wenn Demisexuell das neue Normal wird…

31 Donnerstag Okt 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, Queeres

≈ 8 Kommentare

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Asexualität, Demisexualität, Logik nützt, mein Ace-Sprech gehört mir, Wortklaubereien

Wie schon im letzten Post erwähnt, hatte Fiammetta bei ihrem Radiointerview Schwierigkeiten, das Wort demisexuell zu erklären und klar zu machen, wozu wir es brauchen. (Sendung vom 25.10.)

Und zufällig hat SlightlyMetaphysical als Gast auf der Asexual Agenda hier auch schon drüber philosophiert.

Erstmal zum Begriff: Soweit sich die Community geeinigt hat, bezeichnet „demisexuell“ jemanden, dier nur sekundäre sexuelle Anziehung verspürt, also jemand, dier erst eine emotionale Bindung zu einem/r PartnerIn aufbauen muss, bevor sier diesen Menschen tatsächlich sexuell begehrt. Das kann schnell gehen, aber auch Jahre dauern, je nach Veranlagung.

Nun ist es ja so, dass die Binsenweisheit und fast alle Geschichten für Erwachsene, die ich je gelesen habe, davon ausgehen, dass Männer jemanden sehen, den sie attraktiv finden, und dann innerlich zu sabbern anfangen, beziehungsweise in spontane Fantasien ausbrechen. Männer begehren erst, und (ver)lieben (sich) dann.

Wohingegen die Binsenweisheit davon ausgeht, dass Frauen erst begehren, wenn sie vorher hinreichend lange umworben wurden und die Chance hatten, sich richtig zu verlieben. Also, Frauen verlieben sich erst, und begehren dann.

Nun klingt diese Art Gefühle verdächtig nach der Definition von demisexuell, und dementsprechend mögen Außenstehende denken, „aber das ist doch normal, wieso brauchen die ein extra Wort für etwas, das alle (Frauen) fühlen?“

Das Argument zieht nicht.

Erstens, von wegen alle. Wenn es alle wären, würde mir meine Patentante niemals vorschwärmen, wie süß dieser oder jener Schauspieler ist. (Die ist schon so lange erwachsen, dass die übliche Entschuldigung für Teenie-Schwärmereien nicht gilt.) Wenn es alle wären, hätte ich diesen Blog nicht, und Fiammetta hätte das Interview nicht gegeben. Wenn es alle wären, hätten die meisten heterosexuellen Kerls auf der Suche nach unverbindlichem Sex ein Wahnsinnsproblem, jemanden für einen One-night-stand zu finden.

Ergo, „alle“ gibt es nicht.

Schlussfolgerung: das Stereotyp über Männer, die jede paar Minuten an Sex denken, ist eben nur ein Stereotyp, und es gibt Männer, die nicht so fühlen.

(Ganz davon abgesehen besteht die Menschheit nicht ausschließlich aus Männern und Frauen…)

Zweitens, Wörter sind eine grandiose Sache, und eine genaue Bezeichnung für Dinge, die mensch fühlt, ist immer hilfreich, vor allem, wenn sich die Gefühle und Erfahrungen von denen anderer unterscheiden.

Und um mir jetzt SlightlyMetaphysicals Argumente auszuleihen… gerade wenn Demisexualität so häufig ist, dass irgendwer sagt, dass sie normal sei, dann ist es doppelt notwendig, ein Wort dafür zu haben und darüber zu reden. Denn, wie wir schon an den aufgelisteten Stereotypen gesehen haben, ist die derzeitige populäre Annahme, dass alle Menschen *sexuell sind, und nicht demi. Sonst würden die meisten Werbeanzeigen anders aussehen, und die Sexindustrie nicht florieren.  Demisexuelle könnten sich per Gruppendruck gezwungen fühlen, sich anders zu verhalten, als sie eigentlich möchten. Vielleicht spielen sie PartnerInnen etwas vor, damit die glauben, dass sie begehrt werden. Die Demis sähen sich also gezwungen, unehrlich zu sein, um in die gängigen Schablonen zu passen – denn ganz ehrlich, wie oben schon gesagt, kann es Monate oder Jahre dauern, und das liegt gänzlich außerhalb des gesellschaftlich akzeptablen Zeitrahmens.

Wenn nun „demisexuell“ in den allgemeinen Sprachschatz aufgenommen würde, und tatsächlich so normal wäre, dann gäbe es somit einen Haufen Leute, die sich damit besser verstehen, was es ihnen erlaubt, eine ehrlichere Beziehung zu führen. Und was soll daran bitte schlecht sein?

Fachsprachen, Jargon und Asexinesisch

22 Dienstag Okt 2013

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität, Queeres

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A/Romantik, Asexualität, Bingo!, mein Ace-Sprech gehört mir, Wortklaubereien

So, es ist Asexual Awareness Week. Außerdem hatte mir Fiammetta geschrieben, dass sie in einem Gespräch über die Frage gestolpert ist, was demisexuell ist und wozu wir das Wort brauchen. Überhaupt scheint ein Großteil der Außenstehenden sich zu fragen, was wir mit den ganzen Wörtern eigentlich wollen.

Zugegeben, wir haben viele davon: Gray-A, demisexuell, ästhetische Anziehung, intellektuelle Anziehung, sexuelle und romantische Anziehung, wtf-romantisch, queerplatonisch, Zucchini, etc. pp. Nicht zu vergessen den ganzen importierten Genderkrams wie trans*, nicht-binär, neutrois, genderfluide, usw.

Ganz unabhängig von der Bedeutung dieser Worte ist allein deren Anzahl für Uneingeweihte überraschend. Nun sind Asexuelle anscheinend dafür prädestiniert, populäre Ideen und Konstrukte auseinanderzunehmen, und neue Wörter für die Einzelteile zu finden, oder Wörter für Dinge zu finden, über die noch niemals jemand nachgedacht hat. Jemand macht sich im öffentlichen Raum Internet Gedanken, und wer anderes kommt vorbei und sagt, „haargenau das ist, was ich fühle, und jetzt habe ich endlich ein Wort dafür!“ Und dann kann diskutiert werden.

De facto ist es ja so, dass ich desto ausführlicher über Dinge nachdenken kann, je größer mein Vokabular ist. Daher bin ich der Meinung, dass die Welt nur davon profitieren kann, wenn es für möglichst viele Konzepte Wörter gibt.

Jede Subkultur, jede Branche hat ihre eigenen Wörter – schon mal geschaut, wie diese ganzen Piercings heißen, je nachdem, wohin mensch sie sich stechen lässt? Ganz zu schweigen von meinem eigenen Brotberuf. Keine_r wird hier bestreiten, dass derlei Fachwörter wichtig sind.

„Das nach drei Seiten geschlossene Labor, in dem wir Salben herstellen und in das sich der Tee nicht verirren darf, damit die Waage und Gefäße nicht zustauben“ ist unpraktisch, daher „Rezeptur“. Dass das genauso heißt, wie „Ich hab eine Rezeptur angenommen“ – also dass eben eine Salbe/Lösung herzustellen ist, stört niemanden von uns Weißkitteln. Abgesehen davon haben die meisten Sprachen Homonyme (Wörter, die gleich aussehen und klingen und zwei ganz verschiedene Bedeutungen haben), die auch weniger wortgewandten Menschen ohne besondere Ausbildung zur Verfügung stehen. Mensch denke nur an die zahlreichen Bedeutungen von „Karte“.

Insofern finde ich den immer noch gehörten Einwand „aber asexuell heißt, dass ein Organismus sich ungeschlechtlich vermehrt“ mehr als lächerlich, und es befremdet mich, dass uns das Recht auf unsere eigene Fachsprache aberkannt wird, nur weil wir über Sex und dessen Abwesenheit diskutieren, anstatt über Piercings oder Apothekenbedarf.

Klar, neues Wort heißt, nach der Definition fragen zu müssen und diese in die hauseigene Festplatte Oberstübchen zu integrieren. Ist für die meisten Leute anstrengend. (Aber wahrscheinlich liest das hier eh keine_r, dier damit allzu große Schwierigkeiten hat.)

Mehr als frech ist aber, die Notwendigkeit eines Wortes anzuzweifeln. Das Wort existiert und wird von mehr als einer Person genutzt – damit sollte sich logisch ergeben, dass ein Bedarf für dieses Wort bestand.

„Aber das steht so nicht im Wörterbuch!“

Und? Bei Wikipedia steht’s mittlerweile. Außerdem gab es Zeiten, da standen Wörter wie „homosexuell“, „Mutterschutz“ und „Computer“ so auch nicht im Wörterbuch. Sprache ist lebendig. Nehmt es hin.

Being asexy in German

27 Mittwoch Feb 2013

Posted by Carmilla DeWinter in asexuality, English Musings

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asexuality, Carnival of Aces, mein Ace-Sprech gehört mir, word nitpicking, Wortklaubereien

Theme for February’s Blog Carnival was „language“. Since most German asexuals know the words they use, and have already gotten my definition rant, I will refrain from posting a German version of this.

A few facts on the German ace community: there’s a German AVEN sub-forum with approximately 9000 members, there’s two blogs (mine and the zine-blog, which isn’t updated on a regular basis), and semi-regular meetups in, I think, at least six bigger cities. I don’t believe this is due to Germans being notoriously good at organizing stuff, I rather think it has to do with the fact that this country isn’t all that big, and the transportation infrastructure is decent.

Part 1: Words in use

German is quite a bit more gendered than English, with, traditionally, the male plural being used when speaking of groups. Currently, it’s considered better form, and politically correct, to actually use the plural in the female version. There was a lot of derision when this change was implemented by official sources, but we’ve now become accustomed to it.

There is no such thing as a gender neutral pronoun for persons, as comparable to the singular-use „they“ in English. Alternatives, such as amalgamations of „sie“ and „er“ (she and he), leading to „sier“, or „xier“ are currently being tried out. Someone also has proposed „nin“.

There is no collective word in use for GSMs, as „queer“ is in English. As usual with Germans, we were lazy and simply imported „queer“, instead of going to the trouble of making up something new. However, the meaning of „queer“ isn’t exactly common knowledge (neither is LGBT, or the German equivalent LSBT), so it’s used and understood only by people who have interest in queer issues. GSM and GSRM have also made their way across the pond, but they’re so new, only the cutting edge seems to be comfortable with them.

We’ve also imported „gender“, because German doesn’t have a word for the concept.

The bigger sexual minorities, gay („schwul“), lesbian („lesbisch“), and bisexual („bi“, or „bisexuell“) are sometimes contracted to LesBiSchwul or SchwuLesBisch. Note here that „schwul“ commonly refers only to men, though I’ve seen it used as self-descriptor by homosexual women. Also, „schwul“ suffers the same use as „gay“ in terms of insult.

As is common elsewhere, bisexuals remain mostly invisible when same-sex marriage, pride parades and things like that are being discussed.

As to asexuality, this would be „Asexualität“ in German, and asexual is „asexuell“.

We’ve yet to agree on an abbreviation. Some favor „ace“. Some use „AS“. Other things I’ve seen and tried out are „asexy“ or „asexi“ both as adjective and noun, and „Ass“, which, yes, really, is the German version of „ace“. However, it can’t be used as an adjective.

Aromantics are „Aromantiker“, and sometimes „Aromanties“. „Aromantic“ is „aromantisch“. I don’t think I’ve ever seen a word for aromanticism.

Part 2: Talking about asexuality

So, the vocab lesson is out of the way. One would think, given the close relation between the English and German words, there should be minimal differences between what we talk about. You’ll find it isn’t so if you ever bother to translate the definition the founding persons of the German AVEN-subdomain slapped on the front page. It says „kein Verlangen nach sexueller Interaktion“ – literally: „no desire for sexual interaction“. They’re using a preferred behavior angle instead of the sexual orientation angle.

To this day, I’m unsure why they didn’t simply translate the English definition. I’ve tried to find the thread where they discussed it, but wasn’t able to dig it up.

If I’m allowed some speculation based on some comments I did find, the orientation-angle might seem, at first, counter-intuitive, especially if you don’t have any idea what sexual attraction feels like, and one could argue that the „no desire for sexual interaction“ is the outcome if you don’t have sexual attraction in the first place. It is, most of the time, granted, but I still believe this definition-mix-up will come back to bite us in the ass, if it hasn’t already.

„No desire for sexual interaction“ reads a lot like „no libido“ and I think we create more confusion with the uneducated medical establishment this way.

We still get „asexuality exists“ articles, and most experts being quoted for those never get past the „no desire“-part. After all, a low libido can be treated, if one should wish so, whereas sexual orientations are rather immune to therapeutic influence.

Therefore, I believe we’ll have an even harder time being recognized as a legitimate sexual orientation.

Also, most scientific literature on asexuality is in English, with „no sexual attraction“ as the current working definition. Given what I’ve read, I don’t think that this working definition will change anytime soon, so anyone doing research on German-speaking asexuals will have to be mindful of that difference.

So: I don’t have a grand conclusion this time. Given discussions with other people at the Asexual Worldpride Conference in London last year, I actually live in ace-wonderland. Even without London, I’ve met a good two dozen other aces. However, we’re far from being commonly recognized as belonging to the alphabet soup, so… there’s more visibility work ahead. (As usual.)

Die Sache mit der Definition

21 Mittwoch Sept 2011

Posted by Carmilla DeWinter in Asexualität

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Asexualität, mein Ace-Sprech gehört mir, Wortklaubereien

Vor einiger Zeit war ja ein Artikel in die Hose gegangen, in dem denn auch betont wurde, dass es keine wissenschaftlich anerkannte Definition für Asexualiät gebe.

Das ist wahr. Wie bei so vielen Dinge im Leben war zuerst das Phänomen, dann der Begriff und dann erst die wissenschaftliche Literatur dazu da. Dass es letztere gibt, beweist die Sammlung von A. C. Hinderliter, denke ich, zur genüge.

Von ein paar unrühmlichen Ausnahmen abgesehen, scheinen diese Autoren mit der Definition der AVEN-Mutterseite zufrieden: „someone who does not experience sexual attraction“. Jemand, der keine sexuelle Anziehung fühlt.

Die deutsche Seite ergänzt: „Kein Interesse an sexueller Interaktion.“

Beide Seiten setzen hinzu, dass nur jemand asexuell ist, der sich als solches bezeichnet.

Der Unterschied in den beiden Definitionen birgt eine ganze Menge Sprengstoff, denn sie überschneiden sich, sind aber nicht identisch.

So zählen mit der ursprünglichen Definition BDSM-ler, die zwar ihren persönlichen Kink ausleben, aber keine sexuelle Anziehung zu Menschen fühlen, dazu, Objektophile aber nicht. Im deutschen Forum ist das demnach auch genau umgekehrt.

Zugegeben, dieser Unterschied scheint marginal. Aber: die deutsche Definition lässt weniger Spielraum. Aus diversen Quellen habe ich läuten hören, dass manches Ace Sex sogar genießen kann, wenn die Umstände stimmen. Das mag nicht sehr häufig sein, aber es ist ein Unterschied, ob ich sage „ich begehre dich“, oder „ich finde das gut, was wir tun“. Die deutsche Defintion lässt solche Leute außen vor, die vielleicht trotzdem mit dem Partner Schwierigkeiten haben, weil der sich nicht begehrt genug fühlt. Was bei Nicht-Asexies offenbar bedeutet, dass man nicht geliebt wird. *kopfkratz*

Schließlich gibt es da noch immer diesen Zusatz: „asexuell ist, wer sich so bezeichnet.“

Das muss Außenstehenden recht seltsam erscheinen, hat jedoch gewichtige Gründe. Erstens verhindert es die Fremdbetitelung. Es gibt Leute, die unter die offizielle Definition fallen, aber noch nie davon gehört haben, und sicherlich ziemlich verstört wären, wenn jemand sie einfach so als ace bezeichnet.

Sicherlich tauchen in den Foren genug Leute auf, die um eine „Diagnosestellung“ bitten, aber davon sollte man Abstand nehmen. Das stellt sicher, dass das Mensch, welches sich nachher als asexuell bezeichnet, sich damit auseinandergetzt hat und mit dem Titel wohlfühlt.

Wie wichtig das sein kann, weiß nur jemand, der sich mal outen musste, und sich somit gegen Fremdbenamsung wehren. „Das ist doch bloß eine Phase“, „Irgendwas muss mit deinen Hormonen nicht in Ordnung sein“, „bist du sicher, dass da nicht irgendwann mal was vorgefallen ist?“. Etc. pp. Fremddiagnosen, wohin man hört.

Sich sein Wort ausgesucht zu haben, kann da schon ein bisschen beruhigen.

Zweitens erlaubt es, dass es „temporär Asexuelle“ gibt. Leute, denen der Begriff hilft, sich den Kopf freizumachen und erst mal alles in Frage zu stellen. Keiner kann das so gut wie Asexuelle. Immerhin sind wir die ersten, die sich Gedanken darüber machen, was sexuelle Anziehung überhaupt ist, ob es einen Unterschied zu romantischer Anziehung gibt, und auf welche Weise man noch von anderen angezogen sein könnte.

Wenn solche „temporär Asexuellen“ hinterher sagen, gut, ich bin halt doch was anderes, dann ist das in Ordnung. So lange sie nicht von sich auf andere schließen, heißt das. Nicht jeder von uns muss sich mit unterdrückten homosexuellen oder noch weniger anerkannten Neigungen auseinandersetzen.

Am Ende mag ich die englisch Variante lieber, weil sie mir intuitiver erscheint, und uns außerdem den Status einer Orientierung gibt, nicht nur den von Leuten die kein Interesse an etwas haben.

Milady’s PR-Abenteuer

06 Dienstag Sept 2011

Posted by Carmilla DeWinter in Sichtbarkeit

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Apotheken Umschau, Öffentlichkeitsarbeit, mein Ace-Sprech gehört mir

So. Heute ist der Artikel online gegangen, den ich letzte Woche kurz erwähnt habe, und ich bin um eine Erfahrung reicher.

Und muss mich mal ein bisschen echauffieren.

(Alle Zitate aus dem Artikel.)

Der Autor suchte via AVEN jemanden, den er am Telefon ausquetschen konnte. Ich hatte mich dafür gemeldet, auch weil ich weiß, dass die Apotheken Umschau bevorzugt fundierte Informationen bringt und Übergewichtigen und sonstigen ‚Betroffenen‘ nicht mit der manchen Nachrichtenmagazinen eigenen Überheblichkeit begegnet.

Das Gespräch dauerte etwa zwanzig Minuten, war nett – man konnte richtig hören, wie unwohl sich mein Interviewer mit so intimen Fragen gelegentlich fühlte, was ich irgendwie süß fand – und ich bin ehrlich beeindruckt, was er aus meinen ungrammatischen Wurm-Schachtelsätzen an Information herausfiltern konnte.

Die Fragen waren sicherlich das in diesem Zusammenhang Übliche – wann ich gemerkt habe, was mit mir anders ist; ob mir was fehlt; wie das Umfeld reagiert; was ich über gemischte Partnerschaften weiß, und warum ich ‚ace‘ sage.

Viel davon hat es leider nicht in den Artikel geschafft.

Tatsächlich hätte ich das schon ahnen müssen, als sich die Veröffentlichung verzögerte, weil erst noch ein Sexualwissenschaftler aufgetrieben werden musste, mit dem ich mir dann den Artikel ‚geteilt‘ habe.

Und, tja.

Der Sexualpsychologe Dr. Christoph Joseph Ahlers sieht den Begriff Asexualität kritisch. „Er führt in die Irre, da er Sexualität auf den Geschlechtsverkehr reduziert“

So. Hmm. Häh?

Da ist einer in die Falle getappt.

Jemand, der sich als asexuell bezeichnet, bezieht sich dabei auf AVEN’s „empfindet keine sexuelle Anziehung“ oder AVENde’s „kein Interesse an sexueller Interaktion“. Je nach Gusto und Landessprache.

Sicherlich gibt es Nonlibidoisten, die sich als „völlig ohne Sexualität“ verstehen, aber ich unterstelle einfach mal, dass die Mehrzahl der AVENisti das nicht tut.

Asexualität ist ein Spektrum. Mein Glockenkurvenkommentar steht zwar leider nicht im Artikel, aber ein bisschen was schimmert hier durch:

Dabei gibt es kein Normalmaß an Lustempfinden. Die Libido ist bei jedem unterschiedlich stark ausgeprägt:

Wobei aber bei Nicht-Asexuellen offenbar Unverständnis herrscht, warum wir dafür überhaupt ein Wort brauchen. Und dann noch der nette Hinweis, dass es ja durchaus noch andere Gründe geben könnte, warum man keinen Sex möchte.

Ängstlichkeit, frustrierende oder unerfüllte sexuelle Erfahrungen, im Extremfall auch Missbrauch.

Ach, nee.

Weil wir alle uns ja sofort auf den Begriff stürzen, sobald wir ihn kennen. Wir haben uns vorher sicherlich keine Gedanken über unseren Hormonstatus, eventuell verdrängte Traumata oder Bindungsangst gemacht.

Am Ende ist es doch ein Unterschied, ob ich Angst vor etwas habe, oder einfach nur kein Interesse daran.

(Ich bekomme zum Beispiel von Horrorfilmen keine Albträume, aber ich sehe sie mir trotzdem selten an, weil ich sie einfach flach und bedeutungslos finde.)

Ich unterstelle außerdem, dass die echt Ängstlichen bei uns gar nicht landen, sondern sich zu den Absoluten Beginnern gesellen oder einen hoffentlich hilfreichen Therapeuten aufsuchen.

Am Ende der Suche sind wir also immer noch Freaks, die mit Vorwürfen seitens des Partners oder der Familie zu kämpfen haben. Wir glauben, mit unseren Empfindungen allein auf der Welt zu sein. Man kann sehr einsam sein als Ace.

Um also jemanden zu finden, der Ähnliches mitmacht, jemanden, mit dem man sich austauschen kann, bedarf es, verdammt noch mal, eines Wortes. Egal, wie ungelenk oder unpassend es beim ersten Hören für Außenstehende klingt.

Die Definition dessen, was wir meinen, steht bei AVEN auf der Startseite und bei Wikipedia. Manchmal streiten wir uns über diese Definition, auch nach zehn Jahren Forum, aber wer mitreden will, möge sich zuerst damit auseinandergesetzt haben und seine eigenen Erfahrungen dazu beitragen können.

Wir brauchen niemanden, der uns unsere Wörter erklärt.

Fazit:

1. Schriftlich kann ich mich viel besser ausdrücken und komme besser auf den Punkt.

2. Ich muss mich vorher genauer erkundigen, was für so einen Artikel geplant ist – so von hinterum verdächtigt zu werden, mit mir selbst nicht ehrlich zu sein, ist nicht die feine englische Art. Ich bin ein Fangirl, natürlich habe ich einen an der Waffel, aber eben nicht so. Ich kenne die meisten meiner Macken. Vielen Dank.

3. Maul aufreißen. Nicht aufgeben. Es gibt noch viel zu tun.

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Carmilla DeWinter - Teilzeitapothekerin, Teilzeitautorin, Vollzeitgeek. Ace mit Tendenzen zur Aromantik.

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