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Tja, diesmonatiges Thema des Carnival of Aces ist „Fiktion“, weshalb ich mal wieder was beizutragen hatte. (English version here.)

Immerhin bin ich Autorin, und asexuell.

Ich verursache gelegentlich Fanfiktion (immer auf Englisch), und Originale auf Deutsch. Bislang hat es für zweimal historische Fantasy gereicht; einmal queere Fantasy befindet sich im Beta-Stadium. Eigentlich ist es schwule Fantasy, aber wer diese zwei Wörter im Zusammenhang liest, erwartet im Grunde Porno, und damit kann ich nicht dienen. Mein neuestes Projekt, von dem mittlerweile 20 Prozent Rohfassung stehen, hat zwei asexuelle Hauptfiguren.

Damit meine geschätzten Leser wissen, dass ich mir das nicht alles zusammenträume, gibt es hier eine Leseprobe von dem beinahe fertigen Projekt, falls Interesse besteht.

Es sind nunmehr knappe zwei Jahre vergangen, seit ich angefangen habe, mich mit dem Thema Asexualität zu befassen, und seit Januar 2011 bin ich offiziell Nicht-Hete. Demnach habe ich den Großteil meiner Text geschrieben, bevor ich mich bei AVEN angemeldet habe.

Im Rückblick gibt es auch in diesen Texten einige Hinweise darauf, dass meine Selbstwahrnehmung ein bisschen daneben war, aber noch hat kein Leser es geschafft, von meinen Texten auf meine Orientierung zu schließen. Wenn so ein grauromantisches, asexuelles Schreiberlein wie ich Leser zum Weinen bringen kann, oder ihnen Zahnweh verursache, weil ich pappsüßen Text verzapfe, dann bin ich der Meinung, dass das Gerücht, Asexuelle hätten keine Gefühle, völliger Unfug ist.

Ahem. Nun zu den oben erwähnten Hinweisen, und dann zu dem, was meine Orientierung an meinem Geschreibsel geändert hat.

Ich kann keine Sexszenen. Ich habe zwar keine Berührungsängste mehr, das heißt, ich schreibe welche, wenn ich glaube, dass es nötig ist, aber wenn irgendwer in meinen M-gerateten Fanfics (M = mature readers, oder, „für Erwachsene“) nach „Stellen“ in jedem Kapitel sucht, wird di_e_rjenige sehr enttäuscht sein.

Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, einfach mal so Sex zu schreiben, denn logischerweise werde ich davon nicht scharf, und ich habe kein Bedürfnis, meine Figuren nackt zu sehen. In meiner Freizeit habe ich keine Fantasien über sie (oder über sonst wen, heh), was mich von anderen Autor_Innen in meinem Bekanntenkreis eindeutig unterscheidet.

Üblicherweise kann ich beim Schreiben keine Musik im Hintergrund brauchen, aber ich habe eine Playliste, um mich in die erforderliche erotische Stimmung zu versetzen (oder wenigstens in eine Annäherung davon). Trotzdem fällt es mir alles andere als leicht, und meistens verlieren sich meine Figuren in der Mechanik, und nicht etwa in dem, was sich da gerade so toll anfühlt. Weshalb ich die Sorte Szenen immer mehrmals umschreiben muss, bis es einigermaßen passt.

Über meine Unmengen hauptsächlich *sexueller Aromanties habe ich an anderer Stelle schon philosophiert. Erwähnenswert in Zusammenfassung ist vermutlich: sie kommen in jedem meiner Romane vor, sie denken manchmal sogar darüber nach, dass sie nicht verliebt sind, und hadern keinesfalls mit ihrem Los.

Und das ist mir nie weiter aufgefallen. Ich habe sie deswegen niemals bemitleidet, nicht für unglücklich oder herzlos gehalten. Tatsächlich sind sie, mit einer Ausnahme, eigentlich ziemlich angenehme Zeitgenossen.

Abgesehen davon ist bei näherer Betrachtung die weibliche Hauptfigur meines ältesten Projekts demisexuell.

Insofern muss mein Unbewusstes da am Werk gewesen sein.

Mein gedanklicher Umzug in eine andere Orientierung hat mich nun mit dem Wissen versorgt, um das alles aus mindestens einem Blickwinkel mehr zu betrachten. Meine Aromantiker haben sich vermehrt, und echte Asse sind dazugekommen. Auf einmal kommt das Wort „gender“ in der Liste meiner Subthemen vor, ganz zu schweigen von Heteronormativität.

Meine Schreibgruppe – da habe ich keine Ahnung, für was sie mich halten, aber geoutet bin ich nicht – ist im Durchschnitt älter als ich und hat weniger Ahnung von queren Themen. Beim letzten Treffen musste ich das Konzept „gender“ erklären. Eine meinte, dass ich ja letztens immer „besondere“ Themen hätte, was wohl heißen sollte, dass ihr aufgefallen ist, dass meine Zielgruppe für die beiden neuesten Projekte nicht heterosexuell ist.

Mir ist natürlich klar, dass ich mit den zwei Projekten keine Riesenmengen Geld scheffeln werde. Aber das nächste Projekt kommt bestimmt, und ich habe beschlossen, dass es dann mindestens eine wichtige Figur geben muss, die queer ist, und/oder ein Ass.

Ich halte das für wichtig, einmal für mich persönlich, weil mir diese Themen eben nun mal am Herzen liegen, und ich manchmal über Schwierigkeiten schreibe, die ich kenne, und zweitens auf einer höheren Ebene.

Asexualität und Aromantik müssen sichtbar sein, und zwar nicht auf die für schwule Figuren übliche Weise: „hier sehen Sie ein exotisches Exemplar und seine Probleme, die wir eingebaut haben, weil sie für ein paar Lacher gut sind.“ Üblicherweise leiden diese Lachnummern an einem Lispeln und gebrochenen Handgelenken, und echte Schwule regen sich zurecht über sie auf – zumal diese Paradiesvögel mit schnöder Regelmäßigkeit von zertifizierten Heteros gespielt werden. Um dieses Schicksal für uns also möglichst zu vermeiden, werde ich dagegen anschreiben.

Wir sind hier, wir sind viele, und wir sind alle unterschiedlich.