Schlagwörter
Asexual Awareness Week, Asexualität, Öffentlichkeitsarbeit, Sichtbarkeit
Mandelbroetchen hat expandiert und die asexy Postings ausgelagert.
Auftakt: Ein wunderschöner Vergleich über Aktivismus und Baumstammwerfen.
Das ist zwar „nur“ eine Neuauflage, aber sie ist wichtig.
Erstens habe ich die Asexual Awareness Week (AAW) dieses Jahr völlig unkommentiert verstreichen lassen, wegen Gründen.
Zweitens gab’s hier eine Diskussion über die AAW, die mich, ehrlich gesagt, ein wenig erschreckt hat. „Unnötig“ seien Sichtbarkeitsaktionen, gefolgt von erfolgreichem Derailing bezüglich Sinn und Unsin von CSDs, dem ich nur mit einem müden Augenrollen begegnen kann. (Gewisse Personen halt mal wieder mit ihrem Lieblingsthema.)
Unnötig? So nach dem Motto, ich bin da, der Rest der Welt kann mir gestohlen bleiben? Wir haben schon konstant eine Neuanmeldung (oder weiß ich wie viele) in der Woche, was brauchen wir mehr?
De facto hat die deutschsprachige Welt eine wesentlich bessere Anmeldungsquote als das Englischsprachige Forum. Klar. Das heißt nicht, dass wir alle erwischt haben, die vielleicht Hilfe oder nur mal wen zum Reden/Auskotzen brauchen, und vor allem heißt es nicht, dass Leute, die mit dem Begriff „Asexualität“ konfrontiet werden, damit nett umgehen. Im AVEN-Forum wird gelegentlich über Coming-Outs diskutiert, und im Verhältnis zu anderen Orientierungen dürfte unsere Quote recht niedrig sein. „Geht niemanden was an“, sagen da viele.
Klar geht’s niemanden was an. Dass es aber Kopfschmerzen bereitet, Leuten davon zu erzählen, die keine Ahnung haben und gelegentlich vergessen, was „höflich“ bedeutet, könnte mit ein Grund sein, dass es niemanden was angeht …
Insofern. Ich wünsche mir eine Welt, in der eins sagen kann „Ich bin asexuell“, und dann nicht erklären muss, was das bedeutet.
Da ist eine Attitüde von „was muss der Rest der Welt von uns wissen“ nicht unbedingt hilfreich.
Die Einteilung in „das geht andere etwas an“ und „das geht andere nichts an“ ist generell sehr merkwürdig. Ich habe heute in einer Unizeitschrift beispielsweise auf drei Seiten erfahren dürfen, wo auf dem Campus Studierende gerne mal „ihren Trieben nachgehen“. Irgendeine Studentin hat dann noch von ihren One-Night-Stands bei Mediziner-Partys geredet. Und solche Geschichten kann mensch relativ häufig in Zeitschriften finden. Warum also immer dieser Vorwurf des „Selbstentblößens“, wenn wir mal sagen, dass wir asexuell sind?
Frag mich was Leichteres. (Sind die vielleicht beleidigt, dass uns derlei Geschichterln so völlig am A… vorbeigehen?)
Ähm. Dieses „geht keins was an“ ist ja eher ein Grund, den Asexuelle nennen, wenn sie erklären, warum sie sich nicht outen. Einerseits kann ich den Wunsch nach Privatheit verstehen, andererseits sieht’s halt oft nach vorgeschobenem Grund aus. Selbstschutz und „kein Bock, dafür einen Vortrag zu halten“ sind legitime Gründe, nichts zu sagen, aber anders klingt’s vielleicht besser?
In dem Falle finde ich es auch nicht schlimm. Schlimm wird es nur, wenn Andere darüber entscheiden wollen, welche deiner Eigenschaften andere Leute etwas angeht und welche nicht.
Andere zu outen ist meines Erachtens etwas, das eins nur im Extremfall anwenden sollte. Also beispielsweise bei Kerls, die gegen Schwule hetzen, aber bevorzugt Callboys engagieren … Ansonsten muss es jede*r selbst wissen, und alle anderen haben die Klappe zu halten, wenn sie das Einverständnis nicht eingeholt haben, was weiterzuerzählen.
Wie gesagt, mir ging’s bei meinen Überlegungen eher darum, wie oft „geht keins was an“ als Grund für was anderes vorgeschoben wird, was dann die evtl echten Gründe sind. Und dass in diesem Falle bei keinen weiteren Sichtbarkeitsaktionen sich die Schlange in den Schwanz beißt, weil die Situation nicht besser werden kann.
Falls sich die erste Passage deines Kommentars auf meinen vorangegangenen bezieht, liegt ein Missverständnis vor: Ich sprach überhaupt nicht von einem Outing durch Andere. Das geht wahrhaftig gar nicht, da bin ich deiner Meinung! Mein Kommentar bezog sich auf Personen, die nach dem Outing ihres Gegenübers fragen, warum diese_r sich outet und warum er_sie denkt, dass dies irgendjemanden was angehe.
Eh. Alles klar. A la: „Warum musst du mich mit so was belästigen?“
Das geht, meines Erachtens, auch nicht, kann aber leider genausowenig verboten werden. *Seufz*. Theoretisch geht mich ja auch der Ehemann von Kollegin X nichts an, aber aus irgendwelchen Gründen legt sie darauf wert, täglich von ihm zu sprechen und mir ihre (wahrscheinliche) Heterosexualität unter die Nase zu reiben …
That’s the point 🙂
„Insofern. Ich wünsche mir eine Welt, in der eins sagen kann “Ich bin asexuell”, und dann nicht erklären muss, was das bedeutet.“
Ich glaube ja, dass Asexualität für viele so weit ausserhalb ihrer Vorstellung liegt, dass sie immer an Erklärungen interessiert sein werden.
Den Sex ist für viele sehr stark in ihre Betrachtung der Welt eingebunden.
Jedenfalls stellt sich dies so bei bestimmten Formen der Asexualität dar, wenn man dieses Interview, welches ich hier besprochen habe, so liest
https://allesevolution.wordpress.com/2012/09/15/asexualitat/
Könnte was dran sein, an der Betrachtungsweise, zumal das auch z.B. Homosexualität erklären könnte. Aber wie schon die Umerziehungsversuche diesbezüglich gezeigt haben: Ändern lässt sich das nicht mehr.
Und: Wie Homosexuelle haben auch manche Asexuelle einen Kinderwunsch – die Abwesenheit von Begehren erfasst also den Fortpflanzungstrieb nicht grundsätzlich.