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So. Das neue Jahr werde ich mit einer kurzen, und eher leicht verdaulichen Begebenheit einläuten, falls außer mir noch jemand einen leichten Kater und/oder Jetlag davongetragen hat:
Ich schlenderte an einem sonnigen Mittag Ende November (nein, das ist in 2011 kein Widerspruch) eine Straße entlang. Zwei Meter vor mir lief ein Mann in meinem Alter. Etwa eins achtzig, schlank, lange blonde Haare in einem Pferdeschwanz, kurzer Vollbart, nettes Gesicht. Wirklich sehr angenehm anzuschauen, also gab ich mich meiner ästhetischen Anziehung hin und unterzog ihn einer genauen Musterung.
Irgendwann blieb dann mein Blick an seiner olivgrünen Sweatjacke hängen, und den Rest der Zeit, bevor er an einer Ampel abbog, befasste ich mich damit, den Aufdruck auf selbiger Jacke zu entziffern.
Ich gehe davon aus, dass sexuell von ihm angezogene junge Frauen andere Dinge ausführlich angestarrt hätten.
Um vom Besonderen ins Allgemeine zu kommen: ich erwische mich häufiger dabei als früher, dass ich Leute studiere und innerlich Komplimente verteile. Männer und Frauen, was schon mal die eine oder andere Dame irritiert, den Blicken nach zu urteilen.
Irgendwie scheint allein das Wissen, dass es so etwas wie ästhetische Anziehung gibt, und dass sie isoliert auftreten kann, meinen Blick erweitert zu haben. Zudem habe ich mich ja nun innerlich aus dem Beziehungsmarkt entfernt, es heißt also nichts, wenn ich irgendwen anschaue – außer, dass ich jenen Menschen eben gern anschaue. Ich bin nicht verpflichtet, weiter zu denken als: schön zum Anschauen. Oder: schön zum Zuhören. Ich muss deswegen niemanden gleich anfassen wollen.
Das finde ich sehr angenehm.
hey und prosit neues !
ich habe das neujahr mit schnupfen, leichtem fieber und dichten nasennebenhöhlen begrüßt 😦 .
ich bewundere dich nachwievor, wie du deine gedanken in worte fassen kannst, echt klasse!
ciao1
luk
Hi luk,
danke für das Kompliment, und schön, dass du mitliest. Tja, im Moment habe ich eine kleine Motivationskrise, aber das wird hoffentlich wieder. So nette Kommentare sind da schon ein Ansporn, sich regelmäßig hinzusetzen und produktiv zu sein, anstatt in den Weiten des Netzes zu versumpfen.
Ach ja, was habe ich denn da ausgegraben?
Ästhetische Anziehung und die Schwierigkeit, anderen begreiflich zu machen, dass „attraktiv“ für mich eine gänzlich andere, nämlich rein künstlerische und auf das Äußere bezogene, Bedeutung hat … und dass „Schönheit“ sich für mich auf die Persönlichkeit bezieht.
Ich traue mich aber meistens nicht, Menschen länger zu betrachten und zu studieren, weil ich immer fürchte, mich dafür erklären zu müssen, warum ich schaue. Und das, obwohl ich heute Worte dafür habe.
Sorry, das hier ist mit iwie durch die Lappen gegangen … Ja, Starren ist so oder so unhöflich, daher versuche ich, es größtenteils zu unterlassen, auch wenn ich gern noch ein bisschen gucken würde.